Vorab möchte ich erwähnen, dass ich mit diesen Zeilen nicht die „kleinen Kommunalpolitiker“ ansprechen möchte. Die meisten von Ihnen leisten herausragende, in Teilen sogar ehrenamtliche Arbeit zum Wohle der kleinen Dorf- oder Stadtgemeinschaft.
Ich rede von den hochbezahlten Landes- und Bundespolitikern, die seit Jahrzehnten unser Land regieren.
Stellen Sie sich vor, mit ähnlicher Qualität würden KFZ-Mechaniker, Aufzugsmonteure, Ärzte, Pflegerinnen oder Pfleger ihrem Job nachgehen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen täglich durch pure Inkompetenz dieser Menschen (stellvertretend für sämtliche Berufsfelder versteht sich) sterben müssten.
Konnte man sich zu Beginn der Corona-Pandemie noch hinter dem „Neuland“ einer pandemischen Lage verstecken (dass es in Deutschland selbstverständlich Pandemiepläne gab – geschenkt), muss man nach zwei Jahren Pandemie in Deutschland und der Welt feststellen, dass das Politikversagen von Bundes- und Landesregierungen offenbar System haben.
Als Sachsen-MP Kretschmer (CDU) RKI-Chef Lothar Wieler nach seiner „Meinung“ fragte, schüttelte ich nur noch mit dem Kopf. Dass es bei Einschätzungen des RKI um wissenschaftliche Darlegungen handelt, scheint Landesfürst Kretschmer nicht zu sehen.
Am dreistesten ist jedoch die Darlegung der Politik, man hätte die aktuelle Situation nicht vorhersehen können. Sämtliche Virologen des Landes, die Format, Rang und Namen haben, warnten seit Monaten vor einem solchen Katastrophen-Szenario.
Und was machen unsere Politiker? Zur Bundestagswahl kräftig zügel lockern, wie es beispielsweise Saar-MP Tobias Hans (CDU) gemacht hat. Diese „Saarland-Modell-Orgie“ ging so weit, dass 15.000 Zuschauer im Oktober ohne jegliche Zugangskontrolle zum Fußball in den Saarbrücker Ludwigspark durften. Dass der Verein dieses Angebot dankend angenommen hat, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf das selbsternannte Aushängeschild des Saarlandes.
Gleichzeitig wurden alle Impfzentren im Saarland geschlossen, zwei in sogenannten Stand-By-Betrieb versetzt, um ein schnelles Öffnen zu ermöglichen. Nun dauert es dennoch fast drei Wochen, bis die ersten Impfzentren wieder öffnen können. In Saarbrücken dauert es sogar bis Januar.
Statt zu agieren, reagiert die Politik wieder einmal nur auf die Corona-Entwicklung. Statt eines Masterplans, blinder Aktionismus mit Mitteln aus dem letzten Jahrhundert: Lockdowns, Personenbegrenzung, Absage von Veranstaltungen.
Mit Tempo in die Booster-Impfung, heißt es nun. Faktisch hat man es nicht geschafft, einen sturen, Wissenschaftsresistenten Teil der Bevölkerung an die Impfnadel zu bekommen. Nun muss also mit Volldampf geboostert werden.
Und auch heute weiß jeder Virologe, dass die Booster-Impfung keinerlei Auswirkung auf eine jetzige 4. Welle hat. Oder wie es Lothar Wieler sagte: Das Kind ist in den Brunnen gefallen.
Stattdessen zeigen sich unsere Landeschefs wieder als kreative Kümmerer. So soll, wenn es nun nach Ministerpräsident Tobias Hans geht, der Tierarzt und die Tierärztin Menschen impfen. In nationaler Notlage mag dies vielleicht sogar sinnvoll sein und ich behaupte, die meisten Tierärzte können auch Menschen richtig impfen. Doch wie sieht es mit der vorherigen Aufklärung aus? Verfügt ein Tierarzt über die identischen medizinischen Fähigkeiten zu wissen, ob der Patient die Impfung verträgt? Oder wie es sich mit etwaigen Medikamenten verhält? Übrigens: Hat die Landespolitik überhaupt vor ihrem Vorstoß mit den Tierärzten gesprochen?
Dieser Vorstoß zeigt einzig und allein die Hilflosigkeit unserer Politik. Statt Mut zu einer flächendeckenden Impfpflicht gängelt man die Menschen, die von Beginn an beherzt und mit Vernunft gegen die Pandemie gekämpft haben: Die geimpften Menschen.
Von Jens Spahns neuerlichem Biontech-Desaster inklusive Rationierung der Impfdosen sprechen wir nun besser gar nicht.
Mittlerweile bleibt nur noch eines zu sagen: Jede drittklassige Frittenbude ist besser gemanagt als diese Pandemie.
Dies ist weder professionelle und schon gar nicht vertrauenswürdige Politik. Auf Bundesebene gibt es daher nur zu sagen: Ampel, werd´ endlich „grün“. Auf Landesebene mit Blick auf das Saarland: Es ist Zeit für was Neues.
Oder auch einfach: Danke für nichts!
Kolumnenhinweis
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Kolumne des genannten Autors. Bei, in der der Redakteur seine Meinung äußert. Diese muss nicht mit der des Verlages übereinstimmen.
Bildquellen
- Kolumne: Regio-Journal