Demnach sollen Apotheker fehlende Medikamente zur Behandlung akuter Atemwegserkrankungen eigenständig und ohne erneutes Rezept durch den behandelnden Arzt herstellen dürfen. Auch sollen sie Alternativprodukte ausgeben können, ohne dass dafür ein neues Rezept ausgestellt werden muss.
Zudem soll der Großhandel verpflichtet werden, alle Medikamente, die von der Weltgesundheitsorganisation in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel geführt werden, zu bevorraten. Um Familien in der aktuellen Gesundheitskrise zu entlasten, sollen Eltern erst ab dem vierten Tag der Erkrankung des Kindes ein Attest gegenüber dem Arbeitgeber und der Krankenkasse vorlegen können – derzeit ist die Bescheinigung bereits ab dem ersten Tag fällig. Zur Entlastung von Kinderkliniken sollen niedergelassene Kinder- und Jugendärzte von den bestehenden Budgetbegrenzungen befreit werden und ihre erbrachten Leistungen entsprechend dem tatsächlichen Mehraufwand ohne Abzüge vergütet bekommen. Auch sollen Haus- und Kinderärzte in Krisenzeiten „unbegrenzt und bei vollständiger Vergütung“ auch telemedizinisch, etwa per Videosprechstunde, behandeln dürfen.
„Dies entlastet Eltern und Praxen gleichermaßen und reduziert die Wahrscheinlichkeit von Ansteckung in vollen Wartezimmern“, heißt es in dem Papier. Zudem rufen die Autoren die gesetzliche Krankenversicherung dazu auf, die Behandlungskosten in der jetzigen Lage auch dann zu übernehmen, wenn eine Behandlung in den regulären vertragsärztlichen Kinder- und Jugendarztpraxen nicht möglich ist und Eltern stattdessen privatärztliche Angebote für ihre Kinder in Anspruch nehmen – auch ohne vorherige Genehmigung. In unterversorgten Regionen sollen Kinder- und Hausärzte „umgehend“ einen Vergütungsaufschlag erhalten, um die medizinische Versorgung zu sichern. Dringend nötig sei überdies eine bessere Koordinierung von Kinderkliniken – nach dem Vorbild des Kleeblattsystems des DIVI-Intensivregisters in der Pandemie.
Zur Bekämpfung der sich verschlechternden Versorgungslage seien Strukturreformen im Gesundheitswesen nötig – „insbesondere eine umfassende Krankenhausreform“, schreiben die Grünen. Bis die geplanten Reformen jedoch wirkten, werde es dauern. „Deshalb ist es erforderlich, im Übergang weitere kurz- und mittelfristige Schritte zur Sicherstellung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen auf den Weg zu bringen“, mahnen sie. Lauterbach will in der kommenden Woche einen Gesetzentwurf vorlegen, der die medizinische Versorgung von Kindern sicherstellen soll.