„Die Zählung aller Wehrpflichtigen in Belarus ist praktisch abgeschlossen“, sagte Latuschka dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagsausgaben). Der weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko brauche nur noch auf Befehl des Kremls auf den Knopf zu drücken, um mit der Mobilmachung zu beginnen, erklärte Latuschka, der früher Kulturminister seines Landes war und heute dem Exilkabinett der weißrussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja angehört.
Wie Latuschka unter Bezug auf Quellen aus Minsk berichtet, seien fast alle Mitarbeiter, die dem weißrussischen Innenministerium unterstehen, aufgefordert worden, ihre Pässe abzugeben. Diese Informationen gäbe es aus verschiedenen Städten des Landes. „Das bedeutet, dass diese Personen das Territorium von Belarus im Falle ihrer Mobilisierung nicht mehr verlassen können“, erläuterte Latuschka. Man könne beobachten, dass die russische Militärpräsenz in Weißrussland ständig wachse.
Das betreffe sowohl die Zahl der Soldaten als auch die militärische Ausrüstung. „Militärübungen der russischen Streitkräfte, einschließlich Übungen zur Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Russlands und von Belarus finden regelmäßig statt“, sagte Latuschka. Übungen der Luftstreitkräfte beider Länder seien für die nahe Zukunft geplant. Der Oppositionspolitiker kritisierte einen „strategischen Fehler“ des Westens, schon seit einem halben Jahr nicht mehr auf Lukaschenko geachtet zu haben.
„Es werden keine neuen Sanktionen verhängt und es wird kein Druck ausgeübt“, monierte er. Auf diese Weise gewinne Lukaschenko Zeit, um sich auf die nächste Phase des Krieges vorzubereiten, nämlich die Teilnahme an der russischen Militäroffensive vom Norden auf die Ukraine. Gleichzeitig erhalte Lukaschenko von Moskau „enorme finanzielle Mittel, um sowohl die Wirtschaft aufrechtzuerhalten als auch die Kampfkraft der belarussischen Streitkräfte und die Produktion militärischer Waffen zu verbessern“, sagte Latuschka. Einmal mehr mache der Westen einen Fehler bei der Einschätzung von Lukaschenkos Rolle im Bündnis mit Kremlchef Wladimir Putin.