Stattdessen sollten die Euro-Staaten Bedürftigen einen Inflationsausgleich zahlen. „Wenn wir in eine Lohn-Preis-Spirale kommen, muss die EZB die Zinsen noch weiter erhöhen als anderenfalls notwendig“, sagte de Guindos der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).
Bei einer solchen Dynamik gewinne keiner und alle stünden am Ende schlechter da. Vielmehr forderte er die Regierungen auf, weniger vermögende Menschen direkt zu unterstützen. „Die besonders betroffenen Menschen müssen Unterstützung von ihren Regierungen erhalten, und zwar einen gezielten Inflationsausgleich. Dann können die Menschen auf einen Teil ihrer Lohnforderungen verzichten und die EZB muss ihre Geldpolitik weniger stark straffen. Damit wäre allen gedient“, sagte de Guindos. Die EZB werde sich zugleich nicht von ihrem Ziel abbringen lassen, die Inflation zu bekämpfen. „Ich würde nicht ausschließen, dass es nach März zu weiteren Zinserhöhungen kommt. Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen“, sagte de Guindos. Zugleich sei er zuversichtlich, dass dies gelingt. „Die Umfragen zeigen, dass die meisten Menschen Vertrauen haben, dass wir die Inflation wieder auf zwei Prozent senken können.“ Die sogenannten Inflationserwartungen, die man messen könne, zeigten das eindeutig: Die Haushalte und Firmen würden erwarten, dass die Inflation bald wieder sinkt. Zugleich warnte er vor der Wette, die Notenbank werde die Zinserhöhungen bald beenden.
„Es kann gut sein, dass die Finanzmärkte zu optimistisch sind, was die Entwicklung der Inflation und unsere geldpolitische Reaktion angeht“, sagte de Guindos. Zuletzt waren die Aktienmärkte stark gestiegen – offenbar in der Hoffnung auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik. Um die Inflation zu bekämpfen hatte die Notenbank zuletzt massiv die Zinsen erhöht, zuletzt auf den Leitzins von 2,5 Prozent.