„Es geht nicht darum, den Ländern etwas wegzunehmen. Aber es kann auch nicht sein, dass der Bund immer nur mehr Geld geben soll, ohne mitreden zu können“, sagte Stark-Watzinger der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe).
„Wir müssen gezielter fördern können und wir müssen wissen, was wie gut funktioniert. Darüber will ich mit den Ländern sprechen und eine bessere Aufgabenverteilung finden. Nur so können wir ein Mehr an Bildung erreichen“, sagte die FDP-Politikerin. „Als Bund könnten wir für die übergeordneten Aufgaben Verantwortung übernehmen, wie beispielsweise die Digitalisierung. Es muss doch nicht jedes Land und jede Schule eigene Konzepte etwa zur Umsetzung des Digitalpakts entwickeln. Hier könnte der Bund Standards schaffen, die dann noch vor Ort angepasst werden können“, sagte die Ministerin. „Wir haben in der Bildung leider nicht nur ein Problem. Corona war nicht der Auslöser, sondern ein Verstärker“, so Stark-Watzinger. Man sehe einen Investitionsstau an Schulen. „Unterricht, der weder so modern noch digital ist, wie er sein müsste. Und wir sehen, dass der Bildungserfolg weiterhin von der sozialen Herkunft abhängt. Das kann uns nicht ruhen lassen.“ Der Bund habe zwei Milliarden Euro für ein Corona-Aufholprogramm an die Länder gegeben, wisse jedoch nicht, „ob und wie nachhaltig die Programme der Länder gewirkt haben“, sagte die Ministerin. „183 Tage waren die Schulen in der Pandemie ganz oder teilweise geschlossen.“ Es dürfe nie wieder passieren, dass Kinder psychische und physische Leiden davontragen. „Es braucht aber mehr als nur Sommerkurse. Deshalb bringen wir das Startchancen-Programm auf den Weg, um diejenigen besonders zu fördern, die unsere Unterstützung am meisten brauchen“, sagte Stark-Watzinger.
„Wir sehen, dass die Zahl der Schulabbrecher nicht sinkt, sondern eher steigt.“ Erschreckend seien die Defizite bereits im frühen Alter. „Rund 20 Prozent unserer Viertklässler erreichen nicht die Mindeststandards im Lesen, Rechnen und Schreiben.“
Wer diese Kompetenzen in der Grundschule nicht erwerbe, werde auch später Schwierigkeiten bei den anderen Fächern haben, fürchtet die Bildungsministerin. „Das muss uns alarmieren. In der Bildung ist also eine enorme Kraftanstrengung nötig, um dem entgegenzuwirken“, so Stark-Watzinger.