„Wir begrüßen ausdrücklich, dass EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness eine Deckelung und Verbot von Provisionen zur Diskussion stellt“, erklärt die finanzpolitische Sprecherin Katharina Beck in einer Stellungnahme, über die die „Süddeutsche Zeitung“ (Sanstagsausgabe) berichtet. McGuinness hatte im Dezember Sympathie für ein Provisionsverbot erkennen lassen.
Es könne zu günstigeren Produkten und unabhängigerer Beratung führen. Die EU-Kommissarin will die Reform ihrer Kleinanlegerstrategie bis Ende März vorlegen. Verbraucherschützer kritisieren seit Langem die gängige Praxis in der Finanzbranche, den Vermittlern von Fonds, Versicherungen und anderen Finanzprodukten Provisionen zu zahlen. Sie führe zu einem Interessenkonflikt, weil die Vermittler ihren Kunden möglichst teure Produkte verkaufen wollten. Die Zahl der Vermittler, die in Sparkassen, Banken und Versicherungen Finanzprodukte auf Provision verkaufen, wird in Deutschland auf 300.000 geschätzt. Ein Provisionsverbot hätte für sie gravierende Folgen. Es liefe darauf hinaus, dass die Finanzbranche nur noch ein Honorar für die Beratung verlangen darf. Die Grünen würden das begrüßen. „Schwerwiegende Mängel in der Anlageberatung, die bei anonymen Testkäufen der Finanzaufsicht Bafin und der Stiftung Warentest zu Tage traten, zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen, die vor allem auf Transparenz setzen, die Probleme nicht gelöst haben“, sagte Katharina Beck. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen fließe beispielsweise im Durchschnitt etwa ein Viertel der eingezahlten Beiträge nicht in die Vermögensbildung, sondern an die Versicherer. Für Verbraucher sei das schwer zu erkennen. Mit ihrer Stellungnahme eröffnen die Grünen ein weiteres Konfliktfeld mit ihrem Koalitionspartner FDP. Finanzminister Christian Lindner hatte sich in einem Brief an EU-Kommissarin McGuinness Ende Dezember „sehr besorgt“ über deren Pläne gezeigt. Es sei wichtig, dem Anleger die Entscheidung zu überlassen, ob er auf Provisions- oder Honorarbasis beraten werden wolle. Ein Provisionsverbot wäre ein „bedeutender Rückschritt“ bei den Bemühungen, das Anlegen auf den europäischen Kapitalmärkten zu stärken, schrieb Lindner.