„Der Verbraucher kann sich entscheiden, mit welchem Tempo sein Brief transportiert wird. Im Sinne der Angebotspalette halte ich das für einen guten Schritt“, sagte der Konzern-Personalvorstand Thomas Ogilvie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Das Prinzip, bei dem Briefe, die früher ausgeliefert werden für Kunden teurer werden würden, gebe es in vielen europäischen Ländern, merkte Ogilvie an. Eine Reduktion der Briefzustellung auf nur noch fünf Tage in der Woche sei dagegen kein Ziel, das derzeit verfolgt werde. Der Post-Personalvorstand zeigte sich überzeugt davon, dass der Brief trotz zuletzt sinkender Sendungsmengen in Deutschland kein Auslaufmodel sei. „Letztlich braucht vor allem auch der Staat einen funktionierenden Briefdienst“, sagte Ogilvie. Allerdings werde die Menge weiter zurückgehen. Die Post plane daher mittels Verbundzustellung, bei der Briefträger auch kleine Pakete ausliefern, den Rückgang auszugleichen. „Auf dem Land werden Pakete und Briefe bereits von einer Person zugestellt. Das Prinzip könnten wir auch auf mehr Regionen ausweiten, um den Briefdienst erschwinglich zu halten“, sagte Ogilvie. Auch wenn sich der Paket-Boom nach der Corona-Zeit derzeit wieder normalisiere, sehe man im Online-Handel noch viel Wachstumspotenzial. Mit Blick auf die von der Bundesregierung geplante Novelle des Postgesetzes sprach sich Ogilvie dafür aus, die Sendungsverläufe der Briefe auszuweiten. Derzeit müssen im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent der Briefsendungen in Deutschland am folgenden Werktag ausgeliefert werden. „Das Postgesetz ist 25 Jahre alt und hatte das Ziel, den Wettbewerb zu fördern. Seither hat sich die Zahl der täglichen Briefsendungen von 80 auf 49 Millionen nahezu halbiert“, sagte Ogilvie.
In einem schrumpfenden Markt sei die Beibehaltung des Primats der Wettbewerbsförderung falsch. Stattdessen müsse es darum gehen, Nachhaltigkeit und sozialversicherungspflichte Arbeitsverhältnisse zu fördern. So würden Briefe mit dem Flugzeug per Nachtflug transportiert, diese könnten künftigen zugunsten der Umwelt entfallen, so der Personalvorstand.
Durch eine verlängerte Laufzeit könne man die Briefmenge zudem besser über die Woche verteilen und Belastungsspitzen bei den Beschäftigten abbauen.