„Wir fordern, dass die Preisbremsen für Neukundentarife zum Sommer wegfallen, da die Beschaffungskosten weiter sinken. Ende 2023 sollten dann die Preisbremsen auch für Bestandstarife komplett auslaufen“, sagte Puschmann dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgaben).
Es könne nicht sein, dass bei einem Stromtarif von 45 Cent noch fünf Cent vom Steuerzahler bezahlt werden, wenn es zugleich schon Tarife für 28 Cent gebe. Aufgrund der massiv gestiegenen Energiepreise im vorigen Jahr hatte die Bundesregierung die Deckel für Arbeitspreise eingeführt. Bei Erdgas liegt er bei 12 Cent pro Kilowattstunde und für Fernwärme bei 9,5 Cent. Dies gilt für 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs. Für den Rest muss der normale Marktpreis gezahlt werden. Der gleiche Mechanismus wurde für Strom eingeführt. Hier gilt ein Deckel bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings haben sich die Preise für Energie in den vergangenen Monaten massiv verbilligt.
Diese Entwicklung ist inzwischen auch bei Tarifen für private Haushalte angekommen. „Im Moment sehen wir für Neukunden die günstigsten Gastarife unter zehn Cent und Stromtarife unter 28 Cent“, sagte Puschmann. Die Tendenz der vergangenen vier bis sechs Wochen weise zudem klar nach unten: „Die Tarife liegen also deutlich unterhalb des Deckels.“ Zugleich gebe es aber immer noch enorme Preisspannen.
Beim Strom etwa würden in der Grundversorgung Arbeitspreise von 56 Cent verlangt. Auch von Bundesland zu Bundesland sind die Unterschiede enorm. Nach Berechnungen von Verivox müssen Kunden in der Grundversorgung in Mecklenburg-Vorpommern für die Haushaltsenergie am meisten zahlen. Dort liegen Stromkosten für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) im Schnitt bei 2.350 Euro jährlich, durch Preisbremsen-Subventionen von 482 Euro werden sie auf 1.868 Euro gedrückt.
Das sind aber immer noch fast 450 Euro mehr als der aktuell günstigste Tarif bei Verivox. In Bremen ist der Grundversorgungsstrom mit rund 1.500 Euro am billigsten, der Preis liegt unter dem Deckel. Beim Gas (Verbrauch: 20.000 kWh) sind es in Berlin jährlich nur rund 2400 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen kommen 3.800 Euro zusammen (vor der Preisbremse).
Die staatlichen Subventionen reduzieren die Kosten zwar um fast 1.000 Euro. Doch auch hier gilt, dass die aktuellen Tarife deutlich günstiger sind. Dadurch könnten die Preisbremsen mittlerweile kontraproduktiv wirken: „Wenn ein Tarif bei 38 Cent die Kilowattstunde liegt und ein anderer bei 40 Cent gedeckelt wird, dann ist die Ersparnis so gering, dass Wechselhürden aufgebaut werden. Aus Sicht des Steuerzahlers ist das eine Katastrophe, weil unnötig Subventionen gezahlt werden“, so der Verivox-Chef.