Das entspräche einem Minus von knapp 60 Milliarden Euro, wie aus der Untersuchung des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hervorgeht, über die der „Spiegel“ berichtet. Selbst nach vielen Jahren, in denen sich die Wirtschaft an die neue Lage anpassen würde, lägen die Einbußen demnach immer noch bei 0,6 Prozent, also etwa 17 Milliarden Euro.
Wesentlich geringer wären die errechneten Wohlstandsverluste, wenn der Handel nur bei einzelnen Gütern unterbrochen würde, etwa bei Computerchips. Fällt beispielsweise Taiwan mit seinem marktbeherrschenden Konzern TSMC infolge eines militärischen Konflikts mit China aus, schlügen die gesamtwirtschaftlichen Folgen weniger stark zu Buche als häufig angenommen. Kurzfristig würde der Studie zufolge das deutsche Realeinkommen nur um einige Hundert Millionen Euro abnehmen. Fielen in einer Krise hingegen auch die Lieferungen chinesischer Elektronikhersteller aus, wären die Folgen gravierender. Dann, so die Untersuchung, würden die Realeinkommen in Deutschland insgesamt um etwa acht Milliarden Euro sinken. Eine noch weitergehende Abkopplung vom Welthandel würde die Regionen den Forschern zufolge höchst unterschiedlich treffen. Würde sich die deutsche Wirtschaft auf den europäischen Markt zurückziehen und keine Vor- oder Zwischenprodukte mehr aus China oder anderen Überseeregionen beziehen, wären die Folgen dramatisch. In einer Hafenstadt wie Bremerhaven würden die Einkommen um mehr als 35 Prozent einbrechen. In Wolfsburg, wo der exportorientierte VW-Konzern residiert, ginge der Wohlstand um fast ein Fünftel zurück. In Dresden hingegen, das weniger stark mit dem Welthandel verbunden ist, läge das Minus bei unter zehn Prozent. „Die Folgen einer Entkopplung von internationalen Handelsströmen sind in der langen Frist beherrschbar“, sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr. „Aber das setzt voraus, dass der Staat die beträchtlichen regionalen und sozialen Folgen abzufedern versteht.“