Die bisher bekannt geworden Überlegungen der EU-Kommission seien „fahrlässig und unwissenschaftlich“, sagte ENGA-Generalsekretärin Heike Moldenhauer dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgabe). „Die neuen Technologien greifen tief in den Organismus der Pflanzen ein. Die Auswirkungen sind nicht ausreichend erforscht. Deswegen braucht es immer eine Einzel-Risikobewertung“, so Moldenhauer.
Im Entwurf des Vorschlags der EU-Kommission wird empfohlen, die Anbau- und Kennzeichnungsregeln für bestimmte mit neuen Techniken wie der so genannten Genschere gezüchteten Pflanzen zu lockern. Sie sollen wie konventionell gezüchtete Pflanzen behandelt werden. Damit würden Genehmigungen für den Freilandanbau wie auch die Kennzeichnung der aus den Pflanzen entstandenen Lebensmittel entfallen. Die EU-Kommission argumentiert unter anderem mit der Abschaffung von Wettbewerbsnachteilen des europäischen Agrarsektors und mit neuen Möglichkeiten für die Herstellung von Ernährungssicherheit. Die Präsentation des Vorschlags wird für Mittwoch erwartet. Moldenhauer bewertete die angestrebten Ziele skeptisch: „Das Versprechen der Gentechnik klingt faszinierend. Es ist aber naiv, zu glauben, man könne mit einer neuen technischen Lösung alle Probleme lösen“, sagte sie. „Dabei spielt auch die Angst vor einem Systemwechsel in der Landwirtschaft eine Rolle. Und das Problemlösungspotenzial der neuen Methoden ist nicht belegt.“ Es sei auch unwahrscheinlich, dass kleine und mittlere Unternehmen von einer Regellockerung profitierten. „Denn die Basispatente für die Crispr/Cas, für die auch gezahlt werden muss, liegen bei großen Konzernen“, sagte Moldenhauer.