Polizei-Vertreter für leichtere Einstellung von Seiteneinsteigern

Die NRW-Landesgruppen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstützen die Idee, mehr Seiteneinsteiger aus anderen Berufsfeldern für die Polizei zu gewinnen und dafür auch die Einstellungsvoraussetzungen zu senken.

„Im Moment geht das Innenministerium davon aus, dass jeder Polizist in allen Bereichen einsetzbar ist, jeder soll ein Generalist sein, der heute in der Hundertschaft sein kann, morgen können sie ihn zur Kripo stecken und übermorgen zum Wach- und Wechseldienst: Das ist totaler Murks, weil wir gerade bei der Kriminalpolizei Spezialisierung brauchen“, sagte der BDK-Landesvorsitzende Oliver Huth der „Rheinischen Post“ (Dienstagsausgabe). Den verlangten körperlichen Voraussetzungen genügten vielleicht zehn Prozent der jungen Leute eines Jahrgangs.

Künftig werde die Bewerbersituation noch schlechter werden: Allein wegen der Umstellung auf G9, also die längere Schulzeit bis zum Abitur, werde schließlich ein kompletter Jahrgang Abiturienten ausfallen. „Also brauchen wir ein anderes Bewerberfeld“, so Oliver Huth. Der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens sprach sich dafür aus, Experten aus anderen Berufen zu Fachbeamten zu machen. Diese wären dann darauf festgelegt, bei der Polizei auch in dem Bereich tätig zu bleiben, für den sie eingestellt wurden. „Banker könnten geworben werden für den Bereich der Wirtschaftskriminalität. Für die Öffentlichkeitsarbeit könnte man Menschen aus dem Presse- oder Social-Media-Bereich einstellen. Wir könnten den Mechatroniker gebrauchen, der bei der Verkehrskontrolle schon beim Fahren hört, dass die Bremsen am Lkw kaputt sind“, sagte er der „Rheinischen Post“. Die NRW-Landesregierung sieht das Absenken von Einstellungsstandards kritisch: Die Tätigkeiten im Polizeivollzugsdienst seien vielfältig und anspruchsvoll, die Beamten bräuchten besondere physische und mentale Fähigkeiten. „Aufgrund dessen ist es nicht möglich, von den Einstellungsvoraussetzungen abzuweichen“, hieß es aus dem Innenministerium. Seiteneinsteiger seien aber willkommen. „Für uns ist es ein Riesengewinn, wenn sich Menschen aus anderen Berufen mit ihrem Hintergrund und ihrer Expertise für einen Job bei der Polizei bewerben“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). „Denn für die unterschiedlichen und herausfordernden Aufgaben brauchen wir auch verschiedene Talente und Erfahrungen.“

Der Vorschlag, für das gezielte Werben um Seiteneinsteiger von den üblichen Anforderungen an die körperliche Fitness von Polizei-Bewerbern abzurücken, kam aus der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Es gebe viele Tätigkeiten im Bereich der Polizei, für die man weder tauchen, noch rennen, noch sonst wie sportlich tätig sein müsse, sagte die Vize-Fraktionschefin Elisabeth Müller-Witt.




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