Merkel-Berater räumt Versäumnisse in Energiepolitik ein

Der langjährige Wirtschaftsberater Angela Merkels, Lars-Hendrik Röller, hat energiepolitische Versäumnisse in der Amtszeit der früheren Bundeskanzlerin eingeräumt.

„Mit dem Wissen von heute hätte man einiges anders machen sollen“, sagte Röller dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ (Ausgabe 08/2023). „Allerdings hätte vieles davon zu höheren Energiepreisen geführt.“

Röller beriet die damalige Bundeskanzlerin zwischen 2011 und 2021 und arbeitet heute wieder als Wirtschaftsprofessor an der Berliner Business School ESMT. Der Ökonom gab auch zu, dass die Merkel-Regierung im Ausbau erneuerbarer Energien „zu langsam“ vorangekommen sei. Es sei im Nachhinein offensichtlich, dass die energiepolitische Strategie „nicht nachhaltig“ gewesen sei. Allerdings habe man auch versucht, unabhängiger von Russland zu werden und etwa mit Katar über Gasverträge verhandelt, die dann aber an zu langen Laufzeiten gescheitert seien. Im Bezug auf China mahnte Röller an, die wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu verringern. Diese seien „viel zu hoch, in einigen Bereichen bei über 90 Prozent“. Es müsse dringend diversifiziert werden. „Wir müssen neue Allianzen bilden, relevante Technologien und Vorprodukte auf dem eigenen Kontinent fördern, Kapazitäten schaffen“, so Röller. „Das heißt höhere Kosten, Subventionen, Industriepolitik.“ Ein stärkeres Eingreifen des Staates sei in der neuen Weltwirtschaftsordnung erforderlich: „Das ist alles gegen die klassische Globalisierung, aber wir sind in einer Notlage.“




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