„Es kann sein, dass die Büchse der Pandora geöffnet wurde“, sagte Masala den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). „Möglicherweise gibt es in den nächsten Wochen und Monaten weitere Mitglieder des extrem nationalistischen Flügels, die sich gegen die russische Kriegsführung stellen. Das hängt davon ab, wie der Krieg in der Ukraine verläuft.“
Auf die Frage, was der mutmaßliche Tod Prigoschins für den russischen Präsidenten Wladimir Putin bedeute, antwortete Masala: „Für Putin ist das die Demonstration seiner Macht-Konsolidierung nach der Meuterei vor zwei Monaten. Die Revolte hatte deutliche Risse im Fundament des Systems Putin gezeigt.“ Masala zog eine Verbindung vom mutmaßlichen Absturz der Wagner-Führung zur Absetzung des Luftwaffen-Chefs Sergej Surowikin und zur Verhaftung des Ultranationalisten Igor Girkin. „Es gab in den letzten Wochen Amtsenthebungen auf der Oberst-Ebene. All dies ist der Versuch Putins, die ultra-nationalistische Gruppe kaltzustellen.“ An Rache-Aktionen der Wagner-Söldner glaubt der Politikwissenschaftler nicht. „Ich halte das für rhetorisches Säbelrasseln der Milizionäre. Die Wagner-Leute, die sich an der Meuterei beteiligt hatten, habe ihre schweren Waffen verloren“, sagte Masala, der an der Universität der Bundeswehr München Internationale Politik lehrt.
„Die Söldner, die nach Belarus gingen, verfügen über kein schweres Gerät mehr. Es fehlt schlicht am militärischen Material für eine zweite Meuterei oder einen weiteren Putschversuch.“ Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg sieht Masala nicht: „Der Tod Prigoschins bedeuten für Selenskyj und den Westen überhaupt nichts.“
Die Armee Wagner habe nach der Eroberung der Stadt Bachmut keinerlei Rolle im Ukraine-Krieg gespielt. Nach der gescheiterten Meuterei seien die Wagner-Söldner in der Ukraine dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt worden. „Von daher wird das keine Auswirkungen auf den Verlauf des Krieges in der Ukraine haben“, so Masala.