In der Debatte um die Entlastung von Notfallambulanzen hat der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, eine Zusammenlegung der Notfall- und Bereitschaftsnummern gefordert. „Wir müssen viel grundlegender an die Idee einer einheitlichen Leitstelle ran, die über die 116, 117 und 112 erreichbar ist“, sagte er den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.
„Dort werden die Patienten nach einem telefonischen Gespräch entsprechend zugeordnet, entweder in eine Notaufnahme oder es wird ihnen ein Termin in einer Praxis vermittelt. Das kann in weniger dringlichen Fällen auch in den nächsten Tagen sein.“
Auch sprach er sich für eine Sanktionierung von Menschen aus, die Notaufnahmen missbräuchlich aufsuchen: „Erst in einem letzten Schritt sollten wir über Maßnahmen nachdenken, wenn jemand das System missbraucht, also wiederholt und ohne Not an der Leitstelle vorbei in die Notaufnahme eines Krankenhauses kommt.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte vor wenigen Tagen Eckpunkte für eine Reform der Notfallversorgung vorgelegt, bei der die Notdienstnummern des Rettungsdiensts und der Kassenärztlichen Vereinigungen vernetzt werden sollen, um Patienten besser zu steuern. Dem Ärztepräsidenten geht dieser Vorschlag nicht weit genug.
Auch beim Kampf gegen Medizinermangel auf dem Land setzt Reinhardt auf neue Anreiz-Modelle für Hausärzte: „Warum soll nicht ein Arzt mit Praxis in einer Stadt wie Dortmund oder München sich für einen gewissen Zeitraum verpflichten, einmal in der Woche einen Dienst in einer hausärztlichen Praxis im ländlichen Umland zu machen – gegen eine vernünftige, attraktive Vergütung natürlich.“ Mit Zwangsversetzungen aufs Land gewinne man dagegen niemanden.