Nach Einschätzung des „Rats der Immobilienweisen“ sind viele Bauvorhaben in Deutschland nicht mehr rentabel. „Die Bauwirtschaft ist seit 2022 durch Lieferengpässe, gestiegene Baupreise, den anhaltenden Fachkräftemangel, die Inflation und hohe Zinssätze erheblich belastet“, heißt es in dem Frühjahrsgutachten, welches am Dienstag in Berlin vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) übergeben wurde. Zusätzlich sinke die Nachfrage und führe zu einem „alarmierenden Einbruch“ der Auftragseingänge im Bereich des Wohnungsbaus.
„Aufgrund erhöhter Baukosten und Finanzierungsschwierigkeiten, ausgelöst durch das höhere Zinsniveau, sind viele Bauvorhaben nicht mehr rentabel und werden zurückgezogen“, sagte Lars Feld, der im Gutachten die gesamtwirtschaftliche Lage analysiert hat. Seine Einschätzung: Die Stornierungswelle könne sich „weiter fortsetzen, da die Rahmenbedingungen für Bauinvestitionen vorerst ungünstig bleiben dürften“.
Laut Frühjahrsgutachten ist aber trotz geopolitischer Risiken und wirtschaftspolitischer Unsicherheit eine gesamtwirtschaftliche Aufhellung möglich – und die Immobilienwirtschaft könnte daran teilhaben. „Das muss unbedingt gelingen“, sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Nach ZIA-Berechnungen werden in diesem Jahr 600.000 Wohnungen fehlen, 2027 dann sogar 830.000.
Feld schreibt im Gutachten, besonders bei der energetischen Sanierung könnten Förderprogramme „zusätzliche Investitionsanreize setzen und dem Rückgang der Investitionstätigkeit entgegensteuern“. Beherztere Schritte seien erforderlich, um einen stärkeren Anreiz für Investitionen durch geringere Regulierungskosten zu schaffen. Feld: „Es ist die schiere Vielheit von regulatorischen Einzelmaßnahmen, die den deutschen Gulliver lähmt.“