Die Hausärzte begrüßen Bonusmodelle zur Senkung der Zahl der Arztbesuche und fordern eine rasche Einführung. „Patientensteuerung ist das Gebot der Stunde, ansonsten bewegt sich das System langsam, aber sicher in Richtung Kollaps“, sagte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Markus Beier, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben).
„Das spüren nicht nur die Ärztinnen und Ärzte, deren Wartezimmer immer voller werden, sondern auch die Patientinnen und Patienten, die häufig kaum noch Termine bekommen“, so der Verbandschef. Auch der jüngste Ärztetag habe sich in seinem Leitantrag für mehr Patientensteuerung stark gemacht. „Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen“, fügte Beier hinzu.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant einen Bonus von mindestens 30 Euro im Jahr für die Versicherten, wenn sie bei einer Erkrankung immer erst zu ihrem Hausarzt gehen und sich von dort an einen Facharzt überweisen lassen. Dazu sollen sie sich bei ihrem Hausarzt einschreiben. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen schlug vor wenigen Tagen einen Bonus von jährlich 100 Euro vor.
Beier verwies darauf, dass es die sogenannte Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) bereits gebe und sie schon von neun Millionen Patienten freiwillig genutzt werde. Er sprach sich dafür aus, diese Versorgungsform wie vorgeschlagen durch Boni zu ergänzen und sie damit zu stärken. Der Verbandschef warnte aber davor, neben den Hausärzten weitere Fachärzte wie Gynäkologen als ersten Anlaufstelle zuzulassen.
„Dann landen wir am Ende des Tages in genau den gleichen chaotischen Strukturen, aus denen wir eigentlich raus wollen“, mahnte er. „Der Weg muss sein: Erst zur Hausärztin oder zum Hausarzt, von dort geht es dann im Zweifel weiter zu den Gebietsfachärzten“, forderte der Hausärztechef.