Werner Gatzer, langjähriger Haushaltsstaatssekretär im Bundesfinanzministerium und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn (DB), hat nach eigener Einschätzung immer noch das Vertrauen der Bundesregierung – obwohl Finanzminister Christian Lindner (FDP) Gatzer nach dem Karlsruher Haushaltsurteil in den Ruhestand versetzt hatte.
„Ich sehe darin keinen Widerspruch“, sagte der Sozialdemokrat dem Fachdienst „Tagesspiegel Background Verkehr & Smart Mobility“ (Dienstagsausgabe). „Der Finanzminister wollte in seinem unmittelbaren Umfeld einen personellen Neuanfang. Das hat nichts mit meinem Aufsichtsratsmandat bei der Bahn zu tun.“
Gatzer hob seine gute Zusammenarbeit mit Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hervor und machte seinen Wunsch deutlich, an der Spitze des Aufsichtsgremiums weiterzuarbeiten: „Gewählt bin ich bis Frühjahr 2025. Mir macht die Aufgabe Spaß. Ich würde gerne meinen Beitrag leisten. Ich möchte die Bahn noch besser machen. Ich finde, sie ist nicht so schlecht, wie sie oft dargestellt wird.“
Gatzer verteidigte auch die Boni für DB-Manager. Diese seien zwischen den Tarifpartnern ausgehandelt worden. Die „begründeten Ansprüche“ müsse ein Arbeitgeber erfüllen. Der Konzernvorstand habe in den vergangenen vier Jahren dreimal keine variable Vergütung erhalten. Das neue Vergütungssystem lege den Schwerpunkt auf langfristige Ziele. Die erreichbare Gesamtvergütung sei um bis zu 25 Prozent abgesenkt worden. Dass die DB ein Nachhaltigkeitsziel mit aufgenommen habe, werde heutzutage von den Ratingagenturen erwartet und sei allgemeiner Standard. Dadurch hätten die anderen Ziele geringer gewichtet werden müssen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende wies den Vorwurf zurück, es gebe bei der DB ein Missverhältnis zwischen den Zigtausenden von Managern und der Zahl der Menschen, die den Bahnbetrieb täglich aufrechterhalten müssen und über Personalmangel klagen. „Ich wäre hier vorsichtig, die immer gleichen Vorurteile über Manager zu bedienen“, sagte Gatzer. „Natürlich müssen wir uns auch Gedanken machen, wie wir uns zukünftig schlanker und effizienter aufstellen können. Das darf aber nicht zu betrieblichen Auswirkungen oder Qualitätseinbußen bei unseren Kunden führen.“
Gatzer sagte, weder bei der Beschaffung von neuen Zügen noch bei der Sanierung des Schienennetzes gebe es wegen des Haushaltsurteils Streichlisten. In das Netz sei „jahrelang zu wenig investiert“ worden, deshalb sei es heute so störanfällig. Das Programm des Bundes für die Generalsanierung sei klar definiert. Und für die Bahn gelte: „Wir müssen jetzt liefern.“