Der Dax ist am Mittwochmorgen positiv in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 18.750 Punkten berechnet, 0,2 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag.
„An der Frankfurter Börse unternimmt der Deutsche Aktienindex noch vor den wichtigen Inflationsdaten aus den USA einen zaghaften Versuch, wieder in den Rally-Modus zu schalten“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Wenn die Zahlen passen, könne am Nachmittag ein neues Rekordhoch auf der Anzeigetafel stehen. „Die 19.000 Punkte wären die Belohnung für diejenigen Anleger, die jetzt schon bei Aktien zugreifen.“
Die Spekulation auf einen freundlichen Bericht zu den Verbraucherpreisen habe die Investoren auch darüber hinwegblicken lassen, dass die Erzeugerpreise am Dienstag nicht den gewünschten Rückgang gezeigt hätten. „Dass US-Notenbankchef Powell erneut auf den Bedarf hoher Zinsen für längere Zeit hinwies, wurde ebenfalls ignoriert. Gleichzeitig explodieren mal wieder die Kurse der Meme-Aktien AMC und Gamestop ohne erkenntlichen Grund.“
„Anleger befinden sich in Reichweite neuer Rekordhochs in den großen Indizes in ihrer eigenen Bubble: Es wird nur gehört, was zum eigenen Narrativ einer Fortsetzung des Bullenmarktes passt.“ Das Rally-Potenzial für die Wall Street hänge nun vor allem davon ab, ob die US-Notenbank zurückrudere und am Ende doch mehr Zinssenkungen als eine oder zwei in diesem Jahr ankündigen werde, so Stanzl. Das sei im Moment aber eher unwahrscheinlich, wenn man betrachte, wie zäh die Inflation zuletzt gefallen sei.
Mehr Kupfer werde benötigt, wenn Chinas Konjunktur sich erhole, und das habe am Dienstag einen Short Squeeze bei Kupfer auf einen neuen Rekordstand ausgelöst. „Händler reagieren vor allem auf die Preisaufschläge in Shanghai, wo Kupfer wegen der hohen lokalen Nachfrage mit einem Aufpreis gehandelt wird.“ Da der Rohstoff relativ kostengünstig weltweit transportiert werden könne, könnten Arbitrage-Händler von diesen Preisunterschieden profitieren, indem sie New Yorker Kupfer kauften und gleichzeitig in Shanghai zu einem höheren Preis verkauften. „Wenn dann die Transportkosten noch gedeckt sind, machen sie Gewinn. Im Hoch kostete Kupfer in New York zeitweise umgerechnet 1.000 Dollar pro Tonne mehr als an der Londoner Metallbörse. Das ist mehr als genug, um die Transportkosten zu decken und ermöglicht einen auskömmlichen Profit.“
Lieferanten mit Vorausverkäufen steckten in diesem Umfeld in der Klemme. Ihre Short-Positionen müssten wegen steigender Sicherheitshinterlegungen bei den Terminbörsen mit mehr und mehr Geld besichert werden, oder sie platzten, was automatische Käufe zu jedem Preis nach sich ziehe. „Welche Dynamik das entfalten kann, haben wir etwa bei Kakao in den vergangenen Wochen eindrucksvoll sehen können. Ein Short Squeeze kann auch bei Kupfer Wirklichkeit werden, wenn die Preise nun unkontrolliert über das bisherige Rekordhoch weiter steigen. Viele dürften dieses Niveau als Orientierungspunkt verwenden. Dadurch könnten automatische Stop-Orders eine Kaskade an technischen Kauforders auslösen, die den Preis weiter nach oben treiben“, sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Mittwochmorgen etwas stärker: Ein Euro kostete 1,0830 US-Dollar (+0,13 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9234 Euro zu haben.
Der Goldpreis stieg leicht an, am Morgen wurden für eine Feinunze 2.363 US-Dollar gezahlt (+0,2 Prozent). Das entspricht einem Preis von 70,14 Euro pro Gramm.
Der Ölpreis stieg unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Mittwochmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 82,92 US-Dollar, das waren 54 Cent oder 0,7 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.