Die EU-Pläne für vollständige Klimaneutralität bei Neubauten ab spätestens 2030 sorgen in der CDU und der Wohnungswirtschaft für scharfe Kritik und Sorge vor einem Zusammenbruch der Bautätigkeit in Deutschland.
Der „Bild“ (Mittwochausgabe) sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Julia Klöckner: „Die Pläne zur Nullemission bei Neubauten spätestens ab 2030 machen Bauen und Wohnen noch viel teurer. Sie sind wie das Heizungsgesetz, nur in anderer Farbe.“ Es sei zu befürchten, dass noch weniger gebaut werde. „Die Ampel muss in Brüssel sich mit aller Kraft gegen diese Pläne stemmen“, sagte Klöckner.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) hält die EU-Pläne für nicht umsetzbar. Verbandshauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller sagte der Zeitung: „Das Ziel ist richtig, der Zeitplan aber ist viel zu knapp. Das wird nicht umsetzbar sein. Schließlich muss die Bauplanung vom Kopf auf die Füße gestellt werden.“ Häuser müssten künftig mit möglichst wenig Energie auskommen, beispielsweise ohne eine Klimaanlage. „Das erfordert eine völlig neue Bauweise: keine großen Glasfronten mehr, begrünte Fassaden“, sagte Müller. Diese Umstellung erfordere mehr Zeit als ein paar Jahre.
Der Eigentümerverband Haus & Grund warnt vor einem völligen Zusammenbruch der Bautätigkeit in Deutschland. Verbandspräsident Kai Warnecke sagte zu „Bild“: „Eine 1:1-Umsetzung der EU-Vorgaben wird die Kosten des Bauens und Wohnens dramatisch steigen lassen. Die Bautätigkeit wird zum Erliegen kommen.“ Er könne daher vor dem Zeitplan nur warnen. Die novellierte EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD) sieht unter anderem vor, dass Neubauten spätestens ab 2030 klimaneutral sein müssen und Null Emissionen erzeugen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat mitteilen lassen, er wolle die Richtlinie „1:1“ umsetzen. Auf „Bild“-Anfrage sagte eine Habeck-Sprecherin, mit Wärmepumpen und Fernwärme würden die EU-Anforderungen erfüllt. „Das gilt auch, wenn der Strommix noch nicht aus 100 Prozent Erneuerbaren besteht.“