EU-Klimakommissar drängt auf Atomkraft-Ausbau

Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra will sich in der neuen Legislaturperiode für einen Ausbau der Kernenergie einsetzen.

Der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra will sich in der neuen Legislaturperiode für einen Ausbau der Kernenergie einsetzen. „Die Debatte um Atomkraft ist sehr emotional, vor allem in Deutschland“, sagte Hoekstra der „Welt am Sonntag“.

Natürlich müsse man unbedingt mehr Windräder und Solaranlagen bauen. „Aber wir benötigen auch einen Übergangsbrennstoff“, so der Christdemokrat. Kernenergie sei eine mögliche Lösung. „Europa sollte da nicht schüchtern sein.“

Hoekstra ist in der EU-Kommission seit einem Jahr für das Thema Klima zuständig. Ursula von der Leyen (CDU), die Chefin der Brüsseler Behörde, nominierte ihn kürzlich erneut für den Posten. Dem muss das EU-Parlament aber noch zustimmen.

Die Kommission war lange Zeit gegen Atomkraft. Nun, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und einem Anstieg der Energiepreise in Europa, scheint sie ihre Position zu ändern, obwohl ein Großteil des weltweiten Uran-Angebots aus der Einflusssphäre Russlands stammt.

„Wir sollten die ideologischen Debatten hinter uns lassen“, sagte Hoekstra. „So wie das zum Beispiel Finnland tut.“ Egal, ob die Regierung dort grün, sozialdemokratisch oder konservativ sei, sie unterstütze die Kernenergie und wolle die Kraftwerke einfach so sicher wie möglich machen. Die Finnen betrachteten das Thema wissenschaftlich, nicht politisch, findet der EU-Kommissar. „Ich denke, das ist der richtige Weg“, sagte Hoekstra.

Der Weltklimarat (IPCC) wirbt dafür, möglichst viele Klima-Lösungen einzusetzen. Obwohl Atomenerie bis zu 110 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde freisetzt und die planetare Energiebilanz erhöht, listet der IPCC die Technologie als eine Möglichkeit zur Emissionsreduktion auf. Atomkraft kann allerdings nur einen vergleichsweise geringen Beitrag zur Erreichung von CO2-Neutralität erzielen: Bis 2030 könnte laut Weltklimarat mit Nuklearenergie weltweit fast eine Gigatonne an CO2-Äquivalenten pro Jahr eingespart werden – mit teils sehr niedrigen, aber auch teils sehr hohen Kosten. Zum Vergleich: Mit Solarenergie allein lassen sich bis 2030 über vier Gigatonnen einsparen, wobei die ersten zwei Gigatonnen Kosteneinsparungen gegenüber dem Status quo mit sich bringen. Ähnlich hohe und günstige Einsparungen bietet die Windenergie.


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