Nach dem überraschenden Rücktritt ihrer gesamten Führungsspitze stellt sich die Grüne Jugend neu auf. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, gehen als Kandidaten für das Führungsduo Jette Nietzard und Jakob Blasel ins Rennen.
Beide sollen ihre Bereitschaft zur Kandidatur als Bundessprecher, also den Chefs der Organisation, erklärt haben. Ihre Kandidatur gilt als sehr aussichtsreich, weil sie breite Unterstützung haben. Die neue Spitze der Jugendorganisation soll bereits am kommenden Wochenende auf dem nächsten Bundeskongress der Grünen Jugend in Leipzig gewählt werden.
Mit dem neuen Spitzenduo versucht die Grüne Jugend dem Vernehmen nach, die Beziehung zu Partei und Fraktion auf eine neue Basis zu stellen. Auch die Bande zur Klimabewegung Fridays for Future will sie gut ein Jahr vor der Bundestagswahl wohl wieder stärken, nachdem dort zuletzt viel Vertrauen verloren gegangen war. Dafür steht insbesondere Jakob Blasel. Er gehört zu den deutschen Gründungsmitgliedern von Fridays for Future und baute die Klimabewegung hierzulande mit auf. Blasel ist bereits seit 2017 Mitglied der Grünen. Im Wahlkampf vor drei Jahren kandidierte er für ein Bundestagsmandat über die schleswig-holsteinische Landesliste, verfehlte jedoch den Einzug, weil sein Listenplatz nicht mehr zum Zug kam.
Auch Nietzard, Jahrgang 1999, ist bereits seit Jahren bei den Grünen und in der Grünen Jugend aktiv. Die studierte Erzieherin bezeichnete sich selbst einmal als „Krawallgurke bei den Grünen“, die versucht habe, „gegen Windmühlen anzukämpfen“. 2021 kandidierte sie für die Grünen fürs Berliner Abgeordnetenhaus, ihr Listenplatz kam damals jedoch ebenfalls nicht zum Zug. Nietzard setzt sich bei ihrer Arbeit für die Grünen vor allem für Kinderrechte ein, kritisiert die aktuelle Bildungspolitik und kämpfte gegen Kinderarmut, etwa indem sie eine Geflüchteteneinrichtung am Berliner Hauptbahnhof leitete. Seit Januar 2022 ist sie auch Sprecherin der AG Kinder, Jugend und Familie der Berliner Grünen.
Ende September waren nicht nur die bisherigen Sprecherinnen Svenja Appuhn und Katharina Stolla im Streit um den Kurs der Mutterpartei zurückgetreten, sondern mit ihnen der gesamte zehnköpfige Vorstand. Sie sind mittlerweile auch aus der Partei ausgetreten und haben erklärt, eine neue, dezidiert linke Jugendorganisation zu gründen. Der alte Vorstand sei „nicht länger bereit, unseren Kopf für eine Politik hinzuhalten, die wir falsch finden“, etwa die Räumung von Lützerath, das Sondervermögen für die Bundeswehr oder Asylrechtsverschärfungen, hieß es in einem Statement.
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