Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat angesichts der Krise in der Autoindustrie die Zulassung eines höheren CO2-Ausstoßes bei Neuwagen gefordert. „Wir müssen schnellstmöglich das Verbrennerverbot ab 2035 aufheben und unserer wichtigsten Industrie ermöglichen, länger an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu verdienen“, sagte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die Menschen wollen Verbrenner-Autos kaufen. Das Geld, das man dort verdient, kann man in neue Technologien stecken.“
Die E-Mobilität funktioniere laut Wolf in China deshalb besser, weil dort eine Ladesäuleninfrastruktur in den Ballungszentren hochgezogen worden sei und das Land dank der dortigen Fertigungskosten die Autos viel günstiger als deutsche Hersteller anbieten könne. Gleichzeitig böten chinesische Anbieter eine gute Qualität.
In China gehe allerdings auch jeden zweiten Monat ein neues Kohlekraftwerk ans Netz, gab Wolf zu Bedenken. „Unter CO2-Gesichtspunkten können die Chinesen bei der Elektromobilität gar nichts. Dann fahre ich lieber einen sauberen Diesel als ein E-Auto mit Kohlestrom.“
Insgesamt sinkt der Anteil fossiler Treibstoffe am chinesischen Strommix dank eines rapiden Ausbaus der Erneuerbaren. Die Kohlenstoffintensität von einer Kilowattstunde liegt aktuell bei 512 Gramm CO2-Äquivalente. Berücksichtigt man den CO2-Ausstoß im Herstellungsprozess, ergibt sich bei einer Lebensdauer von 150.000 Kilometern damit für ein E-Auto in China ein Ausstoß von 19,4 kg CO2-Äquivalenten pro 100 Kilometer. Zum Vergleich: Bei durchschnittlichen neu zugelassenen Benzinern und Dieselfahrzeugen liegt der Ausstoß mit 23,5 kg bzw. 25,6 kg CO2-Äquivalenten deutlich höher.
Grundsätzlich zeigte sich Wolf überzeugt, „dass die deutschen Automobilhersteller mit ihren auch in China klangvollen Namen die aktuell verlorenen Marktanteile zurückerobern können“. Dafür müssten die Autos erschwinglich angeboten werden. Die Automobilindustrie brauche mehr finanzielle Mittel, um in verbesserte Fahrzeuge mit höherer Reichweite, bessere Batterietechnologie und günstigere Produktionsbedingungen zu investieren.
Wolf forderte zudem, mehr für synthetische Kraftstoffe zu tun. „Man könnte als Kompromiss sagen, dass ab 2045 der Verbrennungsmotor nur noch mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden darf“, sagte Wolf. „Wir helfen auch dem Klima mehr, wenn wir saubere Autos in die USA, nach Indien und China verkaufen, als wenn wir zwei Prozent CO2 durch ein europäisches Verbrennerverbot einsparen.“
Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass bis 2030 mindestens 60 Prozent der verkauften Autos elektrisch angetrieben sein müssen, um die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens nicht zu überschreiten. Auch synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels gelten als wichtige Maßnahmen zur Erreichung von Klimaneutralität. Allerdings gehen Experten davon aus, dass auf absehbare Zeit die Produktionskapazitäten lediglich für die Versorgung der schwer dekarbonisierbaren Bereiche Luft- und Schifffahrt ausreicht.
Im Straßenverkehr erweisen sich E-Fuels als vergleichsweise ineffizient: So reicht der jährliche Strom einer Windkraftanlage für 1.600 Elektrofahrzeuge, aber nur für 250 mit E-Fuels betriebene Personenkraftwagen. Das schlägt sich auch in den Kosten wieder.
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