Statistisches Bundesamt korrigiert Bruttoinlandsprodukt nach unten

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2024 gegenüber dem 2. Quartal 2024 - preis-, saison- und kalenderbereinigt - um 0,1 Prozent gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2024 gegenüber dem 2. Quartal 2024 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,1 Prozent gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte, fiel das Wirtschaftswachstum damit um 0,1 Prozentpunkte schwächer aus, als Ende Oktober zunächst geschätzt.

Im 2. Quartal war die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zurückgegangen, nachdem sie im 1. Quartal noch leicht gestiegen war (+0,2 Prozent). Nach dieser insgesamt verhaltenen Entwicklung in der ersten Jahreshälfte startet die deutsche Wirtschaft mit einem kleinen Plus in das zweite Halbjahr 2024.

Nach dem Rückgang im 2. Quartal 2024 stiegen die preis-, saison- und kalenderbereinigten privaten Konsumausgaben im 3. Quartal 2024 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal an. So gaben die Verbraucher unter anderem mehr für Verbrauchsgüter aus, beispielsweise für Nahrungsmittel und Getränke. Auch der Staatskonsum legte mit +0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Insgesamt nahmen die Konsumausgaben gegenüber dem 2. Quartal 2024 um 0,3 Prozent zu. Leicht negative Impulse kamen dagegen von den Investitionen: In Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – wurde im 3. Quartal 2024 preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,2 Prozent, in Bauten 0,3 Prozent weniger investiert als im Vorquartal. Sowohl die Bau-, als auch die Ausrüstungsinvestitionen waren schon im 2. Quartal 2024 zurückgegangen, das Minus war mit -2,2 Prozent beziehungsweise -3,4 Prozent jedoch deutlich größer gewesen.

Die Entwicklungen im Außenhandel zeigten sich im 3. Quartal 2024 zweigeteilt: So wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 1,9 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2024, wobei insbesondere die Warenexporte deutlich abnahmen (-2,4 Prozent). Demgegenüber stiegen die Importe von Waren und Dienstleistungen leicht um 0,2 Prozent an, was insbesondere auf zunehmende Warenimporte zurückzuführen ist (+1,3 Prozent).

Die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung war im 3. Quartal 2024 insgesamt um 0,2 Prozent niedriger als im 2. Quartal 2024. Die stärksten Rückgänge waren im Verarbeitenden Gewerbe (-1,4 Prozent) und im Baugewerbe (-1,2 Prozent) zu verzeichnen. Insbesondere beim Maschinenbau und der Herstellung von chemischen Erzeugnissen zeigten sich starke Produktionsrückgänge. Die Produktion von Kraftwagen und Kraftwagenteilen stieg dagegen im Vorquartalsvergleich leicht an. Auch die Finanz- und Versicherungsdienstleister (-0,9 Prozent) sowie der Bereich Information und Kommunikation (-0,4 Prozent) konnten ihre Wirtschaftsleistung nicht steigern. Positive Signale sendeten der Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+1,3 Prozent) sowie die sonstigen Dienstleister (+0,6 Prozent). Im zusammengefassten Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe nahm die preis-, saison- und kalenderbereinigte Wertschöpfung zum Vorquartal leicht um 0,1 Prozent zu, nachdem sie in den beiden Vorquartalen noch gesunken war.

Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2024 preisbereinigt um 0,1 Prozent höher als im 3. Quartal 2023. Preis- und kalenderbereinigt ergab sich hingegen ein Rückgang (-0,3 Prozent), da ein Arbeitstag mehr zur Verfügung stand als im Vorjahreszeitraum.

Wie auch in den ersten beiden Quartalen wurde im 3. Quartal 2024 deutlich weniger investiert als im entsprechenden Vorjahresquartal. Die Ausrüstungsinvestitionen gingen preisbereinigt um 5,7 Prozent gegenüber dem 3. Quartal 2023 zurück, was unter anderem auf einen Basiseffekt bei den gewerblichen Pkw-Neuzulassungen zurückzuführen war. Diese waren im 3. Quartal 2023 wegen des Auslaufens der staatlichen Förderung gewerblicher Zulassungen von Elektrofahrzeugen zum 1. September 2023 besonders stark angestiegen. Die Investitionen in Bauten sanken preisbereinigt um 2,6 Prozent, wobei sich der Wohnungsbau deutlich schwächer als der Nicht-Wohnungsbau entwickelte.

Einen Anstieg zum Vorjahresquartal verzeichneten dagegen die Konsumausgaben insgesamt, die preisbereinigt um 0,8 Prozent zunahmen. Während die privaten Konsumausgaben zum Vorjahreszeitraum nur leicht anstiegen (+0,1 Prozent), legte der Staatskonsum merklich um 2,5 Prozent zu. Ursache hierfür waren unter anderem höhere soziale Sachleistungen der Gemeinden und Sozialversicherungen.

Im 3. Quartal 2024 wurden preisbereinigt 0,3 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als ein Jahr zuvor. Sinkenden Warenexporten (-0,6 Prozent), vor allem von Maschinen, Datenverarbeitungsgeräten und Metallerzeugnissen, stand ein Anstieg der Dienstleistungsexporte um 1,0 Prozent gegenüber. Dieser war vor allem auf gestiegene Einnahmen in den Bereichen Telekommunikations- und Informationsdienstleistungen zurückzuführen.

Die Importe nahmen dagegen im selben Zeitraum insgesamt um 1,2 Prozent zu. Während die Einfuhren von Waren, unter anderem von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie von Maschinen, um 0,3 Prozent sanken, nahmen die Dienstleistungsimporte merklich zu (+4,4 Prozent). Die Zunahme beruht vor allem auf gestiegenen Ausgaben für Transportdienstleistungen sowie auf gestiegenen Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum.

Die Dienstleistungsbereiche konnten ihre Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2024 im Vergleich zum 3. Quartal 2023 preisbereinigt um 1,1 Prozent steigern. Dabei verzeichneten bis auf die Finanz- und Versicherungsdienstleister (-0,5 Prozent) alle dazugehörigen Bereiche ein Plus, wobei die Bereiche Information und Kommunikation (+2,5 Prozent) sowie Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+2,3 Prozent) ihre preisbereinigte Wertschöpfung besonders stark steigern.

Die Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) nahm dagegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,9 Prozent ab. Während das Verarbeitende Gewerbe mit -2,0 Prozent erneut deutlich zurückging, konnten die Energieversorger ihre preisbereinigte Wertschöpfung erstmals seit dem 1. Quartal 2021 wieder erhöhen. Die stärkste Abnahme der Wertschöpfung im Vergleich zum Vorjahresquartal gab es im Baugewerbe mit -3,8 Prozent. Den starken Rückgängen im Hochbau und im Ausbaugewerbe stand dabei ein Zuwachs im Tiefbau entgegen.

Insgesamt lag die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2024 um 0,1 Prozent über dem Niveau des 3. Quartals 2023.

Die Wirtschaftsleistung wurde im 3. Quartal 2024 von rund 46,1 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 66.000 Personen oder 0,1 Prozent mehr als im 3. Quartal 2023. Dagegen sank die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 45.000 Personen oder 0,1 Prozent, was den ersten saisonbereinigten Rückgang seit dem 1. Quartal 2021 darstellt.

Im Durchschnitt wurden je erwerbstätiger Person mehr Arbeitsstunden geleistet als im 3. Quartal 2023 (+0,2 Prozent). Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus der gestiegenen Erwerbstätigenzahl und den geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 0,4 Prozent. Das ergaben vorläufige Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem 3. Quartal 2023 um 0,2 Prozent ab. Je erwerbstätiger Person stagnierte sie im Vergleich zum Vorjahresquartal.

In jeweiligen Preisen war das BIP im 3. Quartal 2024 um 2,8 Prozent und das Bruttonationaleinkommen um 2,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen war um 1,2 Prozent höher als im 3. Quartal 2023. Dabei stieg nach vorläufigen Berechnungen das Arbeitnehmerentgelt um 5,2 Prozent. Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sanken hingegen um 8,1 Prozent. Die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer lagen im 3. Quartal 2024 um 5,1 Prozent über dem Vorjahresquartal. Netto erhöhten sich die Durchschnittsverdienste mit +5,0 Prozent geringfügig weniger.

Die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt waren um 5,3 Prozent höher als im Jahr zuvor, da sich auch die Zahl der Arbeitnehmer erneut leicht erhöhte. Da das verfügbare Einkommen mit +4,1 Prozent deutlich stärker zunahm als die privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen (+2,7 Prozent), lag die Sparquote mit 10,6 Prozent über dem Vorjahreswert von 9,4 Prozent.

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte lag die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im internationalen Vergleich leicht unterhalb des europäischen Durchschnitts: In der Europäischen Union (EU) insgesamt legte die Wirtschaftsleistung im 3. Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal mit +0,3 Prozent etwas stärker zu als in Deutschland (+0,1 Prozent). Innerhalb der anderen großen Mitgliedstaaten der EU stieg das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP in Spanien mit +0,8 Prozent am stärksten. In Frankreich wuchs die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent, während sie in Italien im Vergleich zum Vorquartal stagnierte (0,0 Prozent). In den USA war die wirtschaftliche Entwicklung mit +0,7 Prozent zum Vorquartal deutlich besser als in der EU. Im preis-, saison- und kalenderbereinigten Vorjahresvergleich lag Deutschland mit -0,3 Prozent deutlich unterhalb der Entwicklung in der EU (+1,0 Prozent), so die Statistiker.


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