„Russland hat aktuell 3.392 ukrainische Kriegsgefangene bestätigt, aber in der Ukraine gelten derzeit 15.000 Menschen als vermisst, darunter viele Zivilisten“, sagte Verbytska dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagausgaben). Das Schicksal dieser Menschen sei völlig ungewiss, sagte Verbytska, die sich als Ombudsfrau für die Rechte ukrainischer Soldaten engagiert.
„Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Befinden sie sich auch in russischer Kriegsgefangenschaft, sind sie aus russisch besetzten Gebieten verschleppt oder womöglich längst umgebracht worden? Diese Ungewissheit ist besonders für die Angehörigen, um die ich mich mit meiner Arbeit kümmere, ganz schrecklich“, erklärte Verbytska, die in ihrer Funktion auch Beraterin von Präsident Wolodymyr Selenskyj ist und bei der Suche nach Vermissten hilft. Verbytska kritisierte die Zusammenarbeit mit russischen Stellen in Bezug auf Kriegsgefangene als „sehr schlecht“: „Ich kenne Familien, die wissen, dass ihre Angehörigen gefallen sind. Aber die Russen weigern sich, die Toten herauszugeben“, sagte Verbytska dem RND. Zudem würde Russland dem Internationalen Roten Kreuz (IKRK) den Zugang zu Kriegsgefangenenlagern verwehren. Aus Gesprächen mit ukrainischen Soldaten, die über Gefangenenaustausche freigelassen worden sind, wisse man, dass der physische und psychischen Druck in russischer Kriegsgefangenschaft enorm ist. „Die Menschen sind durch schlechte Ernährung sehr geschwächt, Verletzungen werden nicht behandelt. Wir haben Soldaten mit unbehandelten Knochenbrüchen erlebt, die sofort operiert werden mussten“, sagte die Ombudsfrau.