Harvard-Ökonom kritisiert „Lähmung“ der westlichen Russland-Politik

Nach Einschätzung des russischen Ökonomen Andrej Jakowlew hat der Russland-Kurs des Westens bislang nicht zu den erhofften Konflikten innerhalb der russischen Führung geführt.

Statt die russische Elite zu spalten, „haben die Sanktionen die Oligarchen eher wieder näher zu Putin getrieben“, sagte Jakowlew dem „Spiegel“. Innerhalb der russischen Machtgruppen sei die Unzufriedenheit mit Wladimir Putin und dessen Kriegskurs zwar viel größer als öffentlich werde, diese äußere sich aber nicht in aktivem Widerstand, weil „alle erkennbaren alternativen Pfade den Mitgliedern der Elite aktuell riskanter als der Status quo mit Putin“ erschienen.

Daran seien auch EU und USA mitschuldig. Seit Kriegsbeginn herrsche eine „Lähmung“ der westlichen Russland-Politik. Sie beschränke sich auf die Ausarbeitung von Sanktionspaketen, zeichne aber keine positive Perspektive. „Wie soll das Russland aussehen, mit dem Europa nach Putin wieder zusammenarbeiten würde? Die russische Elite braucht Antworten auf diese Fragen, wenn sie sich eine Zukunft ohne Putin vorstellen solle“, so Jakowlew. Nötig sei „ein klares Signal“. Jakowlew gilt als führender Industrieexperte Russlands, er erforscht die Beziehungen zwischen Geschäftswelt und Politik. Viele Jahre lehrte er an der Moskauer Higher School of Economics (HSE), inzwischen hat er das Land verlassen. Derzeit arbeitet er als Gastprofessor am Davis Center for Russian and Eurasian Studies der Harvard University.




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