Die westlichen Institutionen wie der Internationale Währungsfonds nähmen die nationalen Interessen der Entwicklungs- und Schwellenländer nicht ernst, sagte er der „Jungen Welt“ (Samstagsausgabe). „Wir stehen daher heute an einer wichtigen Gabelung, neue Initiativen, wie die Neue Seidenstraße, das Sankt-Petersburg-Forum, die Neue Entwicklungsbank, entstehen“, so Prashad weiter.
Es gehe darum, dass diese Länder ein gemeinsames Verständnis hätten, dass die Welt sich wandele. Westliche Regierungen verstünden das nicht. Dass mit Ajay Banga ein US-Inder als neuer Präsident der Weltbank designiert wurde, sagt für Prashad nichts über die Rolle Indiens in der Welt aus: „Er hat nie für die indische Regierung oder ein indisches Unternehmen gearbeitet.“ Ein Blick auf seinen Lebenslauf zeige, dass seine „tatsächlichen Bindungen an Indien“ minimal seien. „Er ist ein US-Bürger, der für internationale Konzerne gearbeitet hat.“ Zuletzt hatte er die Internationale Handelskammer geleitet, das sei die „Exekutive multinationaler Konzerne“: „Das ist seine soziale Zugehörigkeit“, so der Wissenschaftler. Für Prashad besteht das Problem nicht nur darin, dass mit Banga ein weiteres Mal ein US-Staatsbürger an die Spitze der Weltbank kommt, sondern auch darin, dass er „vom Großkapital“ komme. In der Vergangenheit sei das nicht so gewesen. „Die meisten bisherigen Präsidenten waren Bürokraten und kamen nicht aus dem Großkapital“, sagte Prashad. Als Bürokraten hätten sie Erfahrung in der Entwicklungsarbeit gehabt, während Banga in dem Bereich „gar keine Expertise“ habe.