Die Zentrale der EU-Ausbildungsmission Eucap in der nigrischen Hauptstadt Niamey ist am Montagabend offenbar von der nigrischen Polizei durchsucht worden. Dabei hätten die nigrischen Sicherheitsbehörden auch Waffen und Munition beschlagnahmt, bestätigte ein Sprecher der Mission dem „Spiegel“.
Mit der beschlagnahmten Ausrüstung sollten sich die EU-Kräfte eigentlich vor terroristischen Bedrohungen schützen. Nun wurden ihnen Pistolen, Westen und Helme von den einsteigen Partnern weggenommen. In den Abendnachrichten des staatlichen Senders Télé Sahel wurde am Donnerstag der Vorwurf erhoben, Eucap habe Waffen gelagert, um das Land zu destabilisieren.
Eucap wollte sich inhaltlich zu dem Vorgang nicht weiter äußern. In diplomatischen Kreisen zeigt man sich schockiert über den Vorwurf und weist ihn zurück: Die Waffen seien ordnungsgemäß eingeführt worden und dienten der Sicherheit der Mission. Das nigrische Innenministerium reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage des „Spiegel“.
Eucap Sahel Niger ist eine zivile Ausbildungsmission der Europäischen Union. Seit 2012 werden nigrische Sicherheitskräfte im Kampf gegen organisierte Kriminalität, Drogen-, Waffen- und Menschenhandel trainiert. Zu diesem Zweck stellte die EU ihnen außerdem Ausrüstung zur Verfügung. Im Osten des Landes sollte Eucap die Polizei in Sachen Grenzsicherung fit machen, die Region gilt auch als Transitpunkt für die Reise von Migranten Richtung Europa.
Im Juli vergangenen Jahres übernahm nach einem Putsch eine Militärregierung die Macht in Niger. Seither haben sich die Beziehungen zum Westen massiv verschlechtert. Die Junta kündigte die Zusammenarbeit mit Eucap Sahel auf, bis Anfang Juni sollten die EU-Kräfte das Land verlassen, die Mission abwickeln. Zwischenzeitlich wurden mehrere Eucap-Mitarbeiter des Landes verwiesen. Die Militärregierung hatte ihnen vorgeworfen, illegal eingereist zu sein. Die Durchsuchung der Zentrale bedeutet eine weitere Eskalation in der diplomatischen Krise.
Das Büro von Eucap Sahel in Agadez im Osten des Landes wurde in dieser Woche bereits geschlossen. Nun soll nach Informationen des „Spiegel“ auch die Eucap-Zentrale in der Hauptstadt Niamey schneller schließen als ursprünglich geplant. Die internationalen Mitarbeiter sollen jetzt so schnell wie möglich das Land verlassen.
Mit Hochdruck versucht die Eucap-Leitung nun, das verbliebene Equipment an europäische Partnerländer zu übergeben. Die Razzia am Montag hat gezeigt, dass die Sorge über den Verbleib der Ausrüstung berechtigt ist. Die Waffen befinden sich nun in den Händen einer Militärregierung, die eine deutlich engere Zusammenarbeit mit Moskau plant.