Deswegen hat er den Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, zu Vertretern der Konfliktparteien entsandt, berichtet der „Spiegel“. Zuppi traf Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew, den Patriarchen Kirill in Moskau und US-Präsident Joe Biden in Washington.
Über den Inhalt der Gespräche ist wenig bekannt. „Das Kommuniqué des Weißen Hauses zeigt, dass Biden es lieber hätte, wenn der Papst sich ausschließlich humanitär engagierte, anstatt sich in den geopolitischen Konflikt einzumischen“, sagte der Vatikanexperte Marco Politi dem „Spiegel“. Franziskus setzt demnach auf eine internationale Vermittlung, „er glaubt an ein Helsinki zwei, eine Neuauflage der legendären Sicherheitskonferenz“. Der Vatikan agiere traditionell überparteilich: „Franziskus steht einer Weltkirche vor, er hat eine globale Perspektive auf strategische Konflikte und ein gutes Gespür für das Aufkommen neuer Protagonisten“, so Politi. Deshalb sei der Papst davon überzeugt, dass die Stimmen des Globalen Südens im Krieg gegen die Ukraine gehört werden müssten. „Er will über die westliche Perspektive hinaus, in Richtung eines multipolaren Denkens. Das gefällt der Ukraine nicht.“ Entsprechend unmissverständlich sei die Reaktion Kiews auf den Besuch des päpstlichen Emissärs ausgefallen – die Ukraine beharre auf ihren Konditionen für einen möglichen Waffenstillstand. Auch innerhalb Europas stehe der Vatikan isoliert da mit seiner überparteilichen Haltung. Was also kann der Heilige Stuhl derzeit überhaupt in Sachen Ukraine erreichen? „Er wird sich auf humanitäre Aktionen konzentrieren – den Gefangenenaustausch oder das Zurückholen von ukrainischen Kindern, die nach Russland verschleppt wurden“, sagte Politi. Er wirbt um Verständnis für die Position des Pontifex: „Franziskus warnt vor einem westlichen Hurrapatriotismus mit bedingungslosem Beistand für die Ukraine: Ein in die Knie gezwungenes Russland kann auseinanderbrechen – mit verheerenden Folgen.“