Die Zahl der wandernden wildlebenden Tierarten (CMS) geht zurück und ihr Aussterberisiko nimmt zu. Das zeigt der erste UN-Bericht über den Zustand dieser Tierarten, der am Montag bei der Eröffnung der Konferenz der Vertragsparteien der Bonner Konvention (CMS COP 14) veröffentlicht wurde.
„Der heutige Bericht zeigt auf, dass nicht nachhaltige menschliche Aktivitäten die Zukunft wandernder Arten gefährden“, sagte Inger Andersen, Exekutivdirektorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Zu den 1.189 Tierarten des „Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wildlebenden Tierarten“ gehören unter anderem Störche, Meeresschildkröten, Fledermäuse, Haie und bestimmte Schmetterlingsarten. Diese Lebewesen können Andersen zufolge nicht nur als Indikatoren für Umweltveränderungen dienen, sondern auch eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung und Widerstandsfähigkeit komplexer Ökosysteme des Planeten spielen.
Während es einigen in der Bonner Konvention gelisteten wandernden Arten besser geht, verzeichnet fast die Hälfte (44 Prozent) Bestandsrückgänge. Mehr als jede fünfte (22 Prozent) der gelisteten Arten ist vom Aussterben bedroht. Besonders betroffen sind Fischarten: Nahezu alle (97 Prozent) der in der CMS-Liste aufgeführten Fische sind vom Aussterben bedroht.
Weltweit wächst das Aussterberisiko für wandernde Arten. Das führen die Studienautoren auch auf einen mangelnden Schutz zurück: Die Hälfte (51 Prozent) der für die wandernden Tierarten wichtigsten Biodiversitätsgebiete haben keinen Schutzstatus. 58 Prozent der beobachteten Gebiete sind einem vom Menschen verursachten Druck ausgesetzt, der nicht nachhaltig sein dürfte.
Die beiden größten Bedrohungen für die wandernden Wildtierarten sind die Überfischung und der Verlust des Lebensraums durch menschliche Aktivitäten. Drei von vier wandernden Arten sind von Lebensraumverlust betroffen. Sieben von zehn wandernden Arten leiden unter der Überfischung. Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten hätten ebenfalls tiefgreifende Auswirkungen auf wandernde Arten, so der UN-Bericht.
„Die globale Gemeinschaft hat die Möglichkeit, diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Belastungen, denen wandernde Arten ausgesetzt sind, in konkrete Erhaltungsmaßnahmen umzusetzen“, sagte Andersen. „Angesichts der prekären Lage vieler dieser Tiere können wir uns keinen Aufschub leisten und müssen zusammenarbeiten, um die Empfehlungen in die Tat umzusetzen.“