39 Prozent der Handwerksunternehmen erwarten schlechtere Geschäfte

Deutschlands Handwerksbetriebe blicken pessimistischer in die eigene Zukunft.

Nur noch zehn Prozent der Betriebe erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten, während beinahe viermal so viele von einer Verschlechterung ausgehen (39 Prozent). Der Geschäftsklimaindikator für das Handwerk, der Lage und Erwartungen bündelt, brach von 126 auf 97 Punkte ein.

Die Zahlen gehen aus dem Konjunkturreport des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) hervor, über den die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Samstagausgaben berichten. Zwar zeigte sich die Geschäftslage trotz schwieriger Rahmenbedingungen im dritten Quartal einigermaßen robust. Allerdings fielen die Bewertungen in allen Gewerbegruppen schlechter aus als vor einem Jahr. Vor allem in den konsumnahen Handwerksbereichen ist die Stimmung bereits jetzt schlecht. Bei den Lebensmittelhandwerken meldeten sogar mehr Betriebe schlechte (34 Prozent) als gute Geschäfte (24 Prozent). Ähnlich war die Situation bei den privaten Dienstleistern im Handwerk, wo die aktuelle Geschäftslage allerdings per Saldo noch knapp positiv bewertet wurde. Überwiegend zufrieden zeigten sich hingegen die Bau- und Ausbau-Handwerke sowie die für den gewerblichen Bedarf. Die Bautätigkeit ging zwar auf hohem Niveau etwas zurück, reichte allerdings noch immer aus, um die betrieblichen Kapazitäten gut auszulasten. Dafür ist der Ausblick der Baubetriebe besonders düster: Die Geschäftserwartungen für das kommende Jahr fallen deutlich schlechter aus als in der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009. Auch der Lebensmittelbereich und das persönliche Dienstleistungsgewerbe blicken mit wenig Optimismus auf die kommenden Monate. „Es macht mir große Sorge, dass ausgerechnet der Bau- und Ausbaubereich, der bislang ein Stabilitätsanker des Handwerks und der Wirtschaft insgesamt war, extrem negativ auf das neue Jahr blicken“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dem RND. „Für ein paar Monate wird der Auftragsbestand am Bau und im Ausbau noch reichen. Vielleicht bis März oder April. Aber dann fängt es an, wirklich flau zu werden“, so Wollseifer weiter. „Eine solche Situation hatten wir in den letzten 15 Jahren nicht.“ Auch die Beschäftigung im Handwerk zeigt sich wieder rückläufig. Nachdem der Beschäftigungsindikator mit plus vier Punkten im 3. Quartal 2021 noch einen Beschäftigungsaufbau signalisierte, zeigte er im Herbst 2022 mit minus zwei Punkten einen leichten Rückgang an. Die Mehrzahl der Handwerksbranchen hat im Berichtsquartal per Saldo an Beschäftigung verloren. Ein leichtes Beschäftigungsplus gab es allein in den Ausbau- und Gesundheitshandwerken. Einen grundsätzlichen Rückgang bei der Beschäftigung erwartet Wollseifer trotz der aufziehenden Krise nicht. „Der Fachkräftemangel ist so groß, dass selbst eine anderthalbjährige Krise kaum zu Entlassungen im großen Umfang führen wird“, sagte er.

„Die Unternehmen werden ihr Personal um jeden Preis behalten, schon allein, um durchstarten zu können, wenn die Konjunktur wieder anspringt.“ Massenentlassung habe es auch in den zurückliegenden Krisen im Handwerk nie gegeben, so Wollseifer.




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