Ärzte fordern Abkehr von Medizinimporten aus Asien

Angesichts von Lieferengpässen bei Arzneimitteln ruft die Ärztegewerkschaft Marburger Bund die Bundesregierung zu einem grundlegenden Umsteuern bei Medizinimporten auf.

„Für Versorgungssicherheit braucht es deutlich mehr Transparenz und ganz neue Lieferketten für Medikamente und deren Grundstoffe: Weg von der Abhängigkeit von chinesischen und indischen Produzenten, hin zum Ausbau der Medikamentenfertigung in der EU“, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, dem „Spiegel“. „Hier ist nicht nur der Gesundheitsminister, hier ist auch der Wirtschaftsminister gefragt“, sagte Johna.

Die kürzlich von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Eckpunkte gegen den Arzneimangel enthielten „wichtige erste Schritte“, aber das Grundproblem lösten sie nicht. „Höhere Preise für Generika können ein Anreiz sein, die Produktion zu steigern. Der wesentliche Grund für den Arzneimangel sind aber nicht Rabattverträge für einzelne Medikamente, sondern unsichere Lieferketten“, sagte Johna. Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage in China rechnet die Vorsitzende des Marburger Bundes mit einer Verschlechterung der Versorgung hierzulande: „Der hohe Corona-Krankenstand in China hat vorübergehende Produktionsausfälle vor Ort zur Folge, was unsere Versorgung mit medizinischen Grundstoffen und Endprodukten weiter verschärfen dürfte“, sagte Johna. „Die aktuelle Lage verdeutlicht die Notwendigkeit zur Diversifizierung unserer Arzneimittelversorgung“, bekräftigte sie. Eine Stärkung des Pharmastandortes EU ginge mit weiteren Vorteilen einher: „Die Verlagerung der Arzneimittelproduktion nach Europa hätte nicht nur Versorgungssicherheit zur Folge, sondern auch höhere Arbeits- und Umweltstandards.“ Derzeit stelle etwa die Antibiotikaproduktion vielerorts in Asien eine Belastung für die Umwelt dar, so Johna.




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