Angesichts der zunehmenden Personalnot im Gesundheitswesen fordert Ärztepräsident Klaus Reinhardt Steuervorteile für Mediziner im Rentenalter, um sie zur Weiterarbeit zu bewegen. „Um die Folgen des Ärztemangels zu mildern, müssen wir an verschiedenen Stellen ansetzen“, sagte Reinhardt vor Beginn des Ärztetags dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Dienstagsausgaben).
Eine relativ kurzfristig wirksame Maßnahme wäre es, Ärzte im Ruhestandsalter für die Patientenversorgung zu gewinnen, sagte er. Viele von Ihnen seien gerne bereit, zumindest in Teilzeit einen Beitrag zu leisten, so Reinhardt. „Wenn wir ihre Arbeitskraft und ihr Erfahrungswissen weiterhin nutzen wollen, sind intelligente und flexible steuerrechtliche Regelungen und Anreize zu schaffen“, sagte der Ärztepräsident und mahnte: „Wir müssen den bevorstehenden Brain-Drain der Baby-Boomer verhindern.“
Reinhardt sprach sich zudem dafür aus, im Medizinstudium der Allgemeinmedizin ein stärkeres Gewicht zu geben. „Das Studium muss die ambulante Versorgung und vor allem die Allgemeinmedizin besser abbilden, dann werden auch wieder mehr junge Ärztinnen und Ärzte in diesem Bereich tätig“, sagte er dem RND. Für die Reform liege schon lange ein fertiger Verordnungsentwurf vor. Es gehe aber nicht voran, weil Bund und Länder über die Finanzierung stritten.
„Hier muss schnell eine Einigung her, denn es wird ohnehin Jahre dauern, bis die Reform umgesetzt ist und ihre Auswirkungen in der Versorgung spürbar werden“, mahnte der Ärztepräsident. Derzeit sind bundesweit rund 4.800 Hausarztsitze unbesetzt. Prognosen zufolge verdoppelt sich diese Lücke in den kommenden zehn Jahren.
Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) vom Februar 2024 ist insgesamt mit einem Mangel von bis zu 50.000 Ärzten bis zum Jahr 2040 zu rechnen.