„Gesundheitsfragen sind Gesellschaftsfragen“ sagte Reinhardt vor Beginn des Ärztetags am Dienstag dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Umwelt-, Bau-, Arbeits-, oder Bildungspolitiker treffen tagtäglich Entscheidungen, die gesundheitliche Belange der Menschen unmittelbar beeinflussen“, argumentierte der Ärztepräsident.
Deshalb sei in vielen anderen Ländern, unter anderem in den USA oder Finnland, eine Strategie etabliert worden, das Thema Gesundheit in allen Politikfeldern zu verankern. Dagegen sei in Deutschland „das Ressortdenken noch sehr ausgeprägt“, kritisierte der Ärztepräsident. „In vielen Politikbereichen fehlt auch einfach das Bewusstsein für die vielen Möglichkeiten der Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention“, beklagte er. Wenn zum Beispiel in der Stadtentwicklungspolitik ein Schwerpunkt auf die Schaffung von Grün- und Wasserflächen gelegt werde, kühle das die Städte und schaffe zugleich Räume für Sport und Spiel im Freien. In der Verkehrspolitik müsse der Fokus auf die Reduzierung des Autoverkehrs gelegt und das Radwege- und ÖPNV-Netz ausgebaut werden. Das leiste einen Beitrag gegen den Klimawandel, reduziere Gesundheitsgefahren durch Feinstaub- und Lärmbelastungen und animiere die Menschen zu mehr Bewegung. „Wir brauchen ein Forum, in dem solche Vorschläge diskutiert und im Anschluss an die verantwortlichen Politikbereiche adressiert werden“, sagte Reinhardt. Dem Gesundheitsrat sollen nach seinen Vorstellungen neben der Bundesärztekammer weitere Vertreter des Gesundheitswesens sowie Wissenschaftler angehören.