Im vergangenen Jahr seien kaum mehr als 100 Kilometer des Streckennetzes neu elektrifiziert worden, obwohl sich die Ampelkoalition vorgenommen hatte, bis 2030 insgesamt 75 Prozent des Bundesschienennetzes mit Oberleitungen auszustatten. „Dieses Elektrifizierungsziel ist mit gleichbleibendem Tempo nicht mehr zu erreichen“, kritisierte der Geschäftsführer des Verbands, Dirk Flege.
„Es müsste acht Mal so schnell gehen wie bisher, um bis 2030 tatsächlich 75 Prozent des Schienennetzes zu elektrifizieren.“ Im Vergleich der Bundesländer zeigen sich laut einer Auswertung der Allianz pro Schiene deutliche regionale Unterschiede beim Stand der Elektrifizierung: Die Stadtstaaten Bremen (89 Prozent) und Berlin (84 Prozent) sind Spitzenreiter – dicht gefolgt vom Saarland (81 Prozent) und Hamburg (76 Prozent). Weit abgeschlagen sind Rheinland-Pfalz (42 Prozent) und Thüringen (34 Prozent). Schleswig-Holstein (27 Prozent) ist Schlusslicht beim Anteil elektrifizierter Schienenstrecken. Der Verband kritisiert, dass die Lücken bei der Elektrifizierung werden immer wieder zum Problem würden, wenn die elektrisch betriebenen Güterzüge und Fernzüge – etwa aufgrund von Bauarbeiten – mangels Oberleitungen nicht auf eine andere Strecke ausweichen können. Außerdem seien fehlende Oberleitungen ein Hindernis bei der zunehmenden Verkehrsverlagerung vom Lkw auf die Schiene. „Nicht elektrifizierte Strecken sind eine Verlagerungs- und eine Wachstumsbremse für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene. Wir brauchen dringend mehr elektrifizierte Strecken, um das Angebot in beiden Bereichen deutlich ausbauen zu können“, so Flege. Um mehr Tempo bei der Elektrifizierung von Schienenstrecken zu erreichen, hatte die Beschleunigungskommission Schiene Vorschläge erarbeitet und Ende 2022 an Bundesverkehrsminister Volker Wissing übergeben. „Wir wollen alles Bürokratische beiseiteschieben, damit wir auch bei der Elektrifizierung `Deutschland-Tempo` erreichen“, sagte Flege. „Bundesverkehrsminister Volker Wissing sollte nun schnell die Initiative für die nötigen Gesetzesänderungen ergreifen.“