Amadeu-Antonio-Stiftung sieht Risse in deutscher Erinnerungskultur

Angesicht zahlreicher Anti-Israel-Demos sowie Angriffen auf Holocaust-Gedenkstätten beobachtet die Amadeu-Antonio-Stiftung immer mehr Risse in der deutschen Erinnerungskultur.

Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten „Zivilgesellschaftlichem Lagebild Antisemitismus“ hervorgeht, wird Antisemitismus zunehmend für eine „Demontage der Erinnerungskultur“ genutzt. Der Großangriff der Hamas auf Israel sei dabei eine „tiefgreifende Zäsur“ – mit „drastischen Auswirkungen“ für Juden in Deutschland.

Häuser seien im Anschluss mit Davidsternen markiert und Synagogen mit Brandsätzen attackiert worden. Die Forderungen nach einem „Schlussstrich“ seien von allen Seiten lauter geworden, so die Stiftung. Der Hass auf Juden werde auf „perfide Art und Weise instrumentalisiert, um Erinnerung anzugreifen“. Im Lagebericht wird auch darauf eingegangen, dass die Rolle der extremen Rechten derzeit kaum diskutiert werde, weil der Blick auf islamistische und linke Gruppierungen gerichtet sei, „die den Hamas-Terror verherrlichen und eine Grundlage für weitere antisemitische Vorfälle in Deutschland schaffen“. Im „Windschatten der Terror-Verherrlichung“ setze die extreme Rechte ihre Angriffe auf die Erinnerung fort, so die Stiftung. Linke und pro-palästinensische Milieus stimmten ein und forderten „Free Palestine from German guilt“, heißt es im Lagebericht. Nikolas Lelle, Projektleiter der Bildungs- und Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung, beklagte eine „erschreckend geringe“ Solidarität mit Juden in weiten Teilen der Gesellschaft. „Das hat auch Auswirkungen auf Shoah-Überlebende und das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus“, sagte er. „Gedenkorte, die an die Shoah erinnern, werden mit israelfeindlichen Schmierereien und Stickern beschädigt.“ Das zeige: „Jede Art von Antisemitismus in diesem Land bringt auch einen Ruf nach einem Schlussstrich mit sich.“




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