Zehn Jahre nach Einführung des Mindestlohns hat der Wirtschaftswissenschaftler Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg eine positive Bilanz gezogen. „Die Einführung eines allgemeinen Mindestlohns war sinnvoll“, sagte er der „Mediengruppe Bayern“ (Donnerstagausgaben).
„Die befürchteten Jobverluste in großem Umfang sind nicht eingetreten, dagegen wechselten Beschäftigte in produktivere Jobs. Mittlerweile konnte auch der Niedriglohnbereich reduziert werden“, erklärte der Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am IAB.
Für die Aushandlung der Höhe des Mindestlohns plädiert Weber für eine Kommission der Tarifpartner. „Die Tarifpartner haben bei der Lohnfindung viel Erfahrung und einen guten Blick, das ist das Rückgrat des sozialpartnerschaftlichen Modells“, sagte er. „Eines müssen wir aber beachten: Ein Mindestlohn ist an sich ein staatlicher Eingriff in die Lohnfindung, mit dem Ergebnisse korrigiert werden sollen. Es gibt also schon einen Unterschied zu normalen Tarifverhandlungen. Und deshalb ruckelt es wohl auch so gehörig.“
Dass sich die Schere bei der Lohnungleichheit „mit den laufenden Anpassungen noch weiter schließen lässt“ sei „denkbar“, so Weber. „Dieses Ziel sollte als Grundsatz der Kommissionsarbeit verankert werden – und so auch politische Setzungen überflüssig machen. Die Verantwortung der Kommission ist es dabei auch, auszutarieren, welches Mindestlohnniveau noch machbar ist, ohne dass Jobs in großem Umfang unwirtschaftlich werden und die Beschäftigungschancen sinken.“