Bartsch lobt westliche Raketenabwehr in Ukraine

Der Linken-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch, der sich derzeit auf einer Reise durch die Ukraine befindet, hat indirekt die Lieferung westlicher Raketenabwehrsysteme gelobt.

„Seit ich selbst die nächtlichen Sirenen miterlebt habe, die Raketenalarme, die hier Alltag sind in fast jeder Nacht, hat sich meine Ansicht in Bezug auf Abwehrschirme gewandelt: Sie sind hilfreich und hier in der aktuellen Situation unentbehrlich“, sagte Bartsch dem „Tagesspiegel“ (Sonntagausgabe). Allerdings bleibe er dabei, „dass mehr Waffen und schnellere Waffenlieferungen uns der Lösung keinen Schritt näher bringen werden. Diplomatie darf kein Schimpfwort sein, man muss alles versuchen für den Frieden“, so Bartsch.

Deutschland hat der Ukraine im April unter anderem das Flugabwehrraketensystem Patriot geliefert, nachdem zuvor ukrainisches Personal daran geschult worden war. Bartsch zeigte sich unterdessen erschüttert über die Situation vor Ort. „Die Zerstörung und das Leid, das wir hier sehen, ist unfassbar. Die Verletzten und die Verwundeten zu sehen, vor allem ihre Geschichten zu hören, das war über die Maße bedrückend.“ Gemeinsam mit dem Arzt und einstigen Bundespräsidentschaftskandidaten der Linken Gerhard Trabert besuchte er unter anderem sowohl zivile als auch militärische Krankenhäuser. Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit gelte Städten wie Kiew, Charkiw oder Odessa, sagte Bartsch. „Die kleineren, geschundenen Orte bekommen von der großen Solidarität wenig mit.“ Bartsch forderte mehr Einsatz für diplomatische Gespräche. „Europa kann und sollte diplomatisch mehr leisten“, sagte er: „Ich halte es mit Helmut Schmidt: Lieber hundertmal reden als einmal schießen. Alles, was es an Ideen für eine Friedenslösung gibt, muss auf den Tisch. Und ich möchte noch einmal klar betonen: Es gibt für mich keine Zweifel daran, dass Russland der Aggressor ist, da gibt es nichts zu relativieren. Am Ende entscheidet ohnehin die Ukraine, und natürlich gilt es vor allem, ihre Integrität zu wahren. Aber wofür ich immer wieder werbe, ist eine europäisch abgestimmte Friedensinitiative.“ Bartsch würdigte die Initiative sechs afrikanischer Staatschefs, die im Krieg zwischen Kiew und Moskau vermitteln und dafür nach Kiew und Moskau reisen wollen. Viele Menschen in der Ukraine wollten nur, dass der Krieg schnellstmöglich ende.

„Auch Präsident Selenskyj steht diesen Initiativen nicht feindlich gegenüber. Warum sollten wir uns dann dagegen sperren?“




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