Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Regierungsinsider und Unterlagen des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base) und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Dreh- und Angelpunkt des Geschäfts ist demnach eine Fabrik in der kasachischen Stadt Ust-Kamenogorsk.
Sie ging im November 2021 in Betrieb und gehört zu 51 Prozent der Tochter eines teilstaatlichen kasachischen Atomkonzerns und zu 49 Prozent einem chinesischen Staatskonzern. Die Anlage nutzt Technologie eines französischen Staatskonzerns. Dessen Deutschlandtochter betreibt die Atomfabrik in Lingen. Die kasachisch-chinesische Firma fügt Uranbrennstäbe wie die aus Lingen zu sogenannten Brennelementen zusammen und beliefert damit seit Anfang Dezember 2022 China, berichtet das Magazin. Das Base und das Bafa haben seit Januar 2021 mehrfach genehmigt, Brennstäbe nach Kasachstan zu transportieren. Aktuell könnte laut Atomkraftgegnern eine weitere Charge mit einem Uranfrachter auf Reisen gehen. Beim Genehmigungsverfahren dafür gab es nach Informationen des Nachrichtenmagazins Komplikationen. Das Base hatte Skrupel, weil die Brennstäbe auf ihrem Weg nach Ust-Kamenogorsk teils per Zug durch Russland transportiert werden müssen. Angesichts des Krieges in der Ukraine erschien den Base-Leuten das suspekt.
Sie wandten sich ans Bundesumweltministerium, doch dem waren aus eigener Sicht die Hände gebunden. Da es kein Embargo für Nuklearbrennstoffe gegen Russland gebe, habe man die Genehmigung erteilen müssen, schreibt das Base. Der Endkunde aus China schien für die Bundesbehörden nicht problematisch zu sein. Dabei steht dieser seit Jahren in der Kritik, zivile und militärische Nutzung von Atomenergie zu vermischen.
Experten halten es zwar für unwahrscheinlich, dass deutsche Brennstäbe in chinesischen Atomsprengköpfen landen – sie stellen aber grundsätzlich die Frage, ob Atomexporte in Länder wie Kasachstan und China bei all den Risiken und Unwägbarkeiten nicht zu problematisch sind und besser unterbunden werden sollten.