„Wir müssen die Potenziale heben, die im Land liegen. Denn die Migration wird das Problem bei Weitem nicht lösen“, sagte er der „Welt“ (Mittwochausgabe).
Es müsse gelingen, wieder mehr junge Menschen in die Berufsausbildung zu bringen. „Sonst drohen massive Engpässe auf dem Arbeitsmarkt, die sich für nicht wenige Branchen katastrophal auswirken werden.“ Für eine wachsende Zahl junger Menschen werde die Berufsausbildung unattraktiv, so Esser weiter. „Da kann man noch so viele Plätze anbieten.“ 2022 ist die Zahl neuer Ausbildungsverträge auf einem niedrigen Niveau geblieben.
Insgesamt wurden 469.900 neue Verträge abgeschlossen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, war die Zahl der Neuverträge damit zwar um 0,8 Prozent höher als 2021. Sie blieb jedoch acht Prozent hinter dem Vor-Corona-Jahr 2019 zurück. Insgesamt markieren rund 1,2 Millionen Auszubildende 2022 erneut einen historischen Tiefstand.
Den Plan der Berliner Landesregierung, Unternehmen zu verpflichten, in einen Fonds einzuzahlen, wenn sie nicht mehr Lehrstellen anbieten, kritisierte Esser. „Eine Zwangs-Finanzierung ist eine zusätzliche Steuer für Unternehmen. Und die ist angesichts der derzeitigen ökonomischen Lage sicher nicht sinnvoll.“ Esser warnte zudem, dass zu viele behördliche Auflagen gerade im Handwerk vor dem Schritt in die Selbstständigkeit abschrecken könnten.
„Der bürokratische Aufwand schreckt einfach zu viele junge Menschen ab.“ Esser, der vor seinem Studium eine Bäckerausbildung absolviert hatte, fürchtet zudem ein Aussterben seines Lehrberufs. „Das kann schon in den 2030er-Jahren passieren.“ Bäcker drohten, vollständig durch Maschinen ersetzt zu werden, wenn nicht mehr junge Menschen ins Handwerk kämen.