Der Deutsche Caritasverband unterstützt die Pläne der Bundesregierung, das Ehegattensplitting zu reformieren und die Steuerklassen 3 und 5 abzuschaffen. Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben), die bisherige Praxis werde als extrem ungerecht empfunden und führe zu einer Unterbewertung der Erwerbsleistung von Frauen, die sich aus familiären Gründen für eine Teilzeittätigkeit entscheiden. „Gut, wenn die Koalition die Kombination von Steuerklasse 4 für beide Partner mit einem Faktorabzug zum neuen Regelmodell macht.“
Die Caritas-Chefin reagierte damit auf den Entwurf für ein neues Jahressteuergesetz, den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) in die Ressortabstimmung gegeben hat. Neben der Anpassung des Grund- und Kinderfreibetrags sieht der Entwurf auch vor, das so genannte Faktorverfahren in der Steuerklasse 4 wie im Koalitionsvertrag vereinbart zum Standard zu machen. Dies soll allerdings erst 2030 geschehen, da noch die IT bei den Finanzverwaltungen der Länder ertüchtigt werden muss. Das Faktorverfahren führt dazu, dass die Steuerschuld bei gemeinsam veranlagten Ehepartnern jeden Monat gerechter auf die Partner verteilt wird.
„Schade, dass dieser Fortschritt an anderer Stelle konterkariert werden soll, indem Überstundenzuschläge im Vollzeitjob steuerfrei gestellt werden“, bemängelte Welskop-Deffaa zugleich. Es werde unter diesen Umständen für den Familienernährer attraktiv sein, Überstunden zu machen. Eine Aufstockung des Arbeitsvertrages der Partnerin hingegen unterläge dem vollen Grenzsteuersatz. „Die Aufgabenverteilung, die nach der Geburt eines Kindes vorläufig befristet gewählt wurde, wird auf diese Weise dramatisch verfestigt.“