Die Unionsfraktion im Bundestag hat angesichts des Bahn-Chaos zur Fußball-EM einen Rücktritt von Bahnchef Richard Lutz ins Spiel gebracht. Die Bahn brauche einen Sanierer als Vorstandsvorsitzenden, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Union im Bundestag, Thomas Bareiß (CDU), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
„Herr Lutz kann diese Rolle ganz offensichtlich nicht ausfüllen. Wenn er es nicht schafft, die Bahn wieder auf Vordermann zu bringen, dann muss er gehen“, sagte der Verkehrspolitiker.
„Die Bahn gibt ein schauriges Bild ab – und das nicht nur während der EM. Zugausfälle, Verspätungen und die marode Infrastruktur bringen Fahrgäste regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs.“ Praktisch jeder Kunde habe seine Geschichte des Schreckens mit der Bahn, so Bareiß. „Verantwortlich für dieses Desaster ist an zentraler Stelle der Bahn-Chef. Herr Lutz ruiniert bei dieser EM den guten Ruf unseres Landes.“
Während des knapp einmonatigen Fußballturniers in Deutschland war die Bahn immer wieder Ziel von Kritik. Zunächst hatten sich britische Fans über die Deutsche Bahn ausgelassen. Nach mehreren Unterbrechungen der Fahrt in einem Sonderzug auf dem Weg zum Spiel gegen die Niederlande im Berliner Olympiastadion hatten österreichische Fans Schmähgesänge angestimmt. „Die Deutsche Bahn ist so im Oasch“, sangen sie.
Die Bahn habe sich bei der Fußball-Europameisterschaft „übernommen“, kritisierte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Was den Fans teilweise widerfahren ist, entspricht nicht dem Anspruch Deutschlands und nicht dem Anspruch, den ich an unsere Verkehrsinfrastruktur habe“, sagte der FDP-Politiker.