Die CDU kämpft nach dem Cyber-Angriff auf ihre IT-Infrastruktur bundesweit offenbar mit weit größeren technischen Problemen und Einschränkungen als bisher bekannt. Das berichtet die „Bild“ (Mittwochsausgabe).
Demnach musste die zentrale Mitgliederdatei in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden abgeschaltet werden. Das Ziel sei, zu vermeiden, dass die sensiblen Daten der 363.000 Mitglieder in die Hände ausländischer – mutmaßlich russischer – Spione geraten könnten. Das bringt zahlreiche Kreis- und Landesverbände, die ihre Mitgliederdaten zentral abrufen, in große Schwierigkeiten.
Die „Bild“ zitiert aus einem intern versandten Brief des scheidenden CDU-Bundesgeschäftsführers Christoph Hoppe. Demnach sei in den Gliederungen sofort nur noch dann zu Versammlungen einzuladen, „wenn diese aus zwingenden Gründen erforderlich sind“. Die Versammlungen zur Kür der Bundestagskandidaten sollten so lange wie möglich hinausgezögert werden, bis in den Kreisen wieder sicher auf Mitglieder-Daten zugegriffen werden könne. „Im Bedarfsfall“ sollten die Fristen des Bundestagswahlgesetzes „großzügiger als möglicherweise bislang“ genutzt werden, schreibt Hoppe.
Ausgenommen von den Restriktionen sind laut „Bild“ nur Landes- und Kreisverbände sowie Vereinigungen wie die Junge Union (JU), die sich nicht auf das zentrale IT-System der CDU zur Mitgliederverwaltung verlassen haben und eine „Kopie“ ihrer jeweiligen Mitgliederdatenbank „auf eigenen Systemen unterhalten“.
Aus Sicherheitsgründen sollen bis auf Weiteres auch keine Rechnungen aus dem Adenauer-Haus heraus verschickt werden, wie im CDU-Bundesvorstand am Montag bekannt gegeben wurde. Im Bundesvorstand wurde laut „Bild“ am Montag auch bestätigt, dass die Partei bereits um Himmelfahrt Opfer eines ersten Angriffs auf ihre IT-Systeme geworden war. Der Angriff Anfang Juni war demnach bereits der zweite und umso folgenschwerere.