„Die jungen Menschen mit jüdischem Hintergrund haben Frau Roth ein sehr ehrliches Echo auf ihre Arbeit gegeben“, sagte DIG-Vizepräsident Marcus Faber (FDP), dem „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgabe). Roths „relativierende Haltung“ bei der Kunstausstellung Documenta sei „nur das i-Tüpfelchen auf etliche fragwürdige Positionen und Entscheidungen“ gewesen.
„Das Verhältnis zwischen Frau Roth und den Juden in Deutschland ist gestört“, sagte Faber: „Frau Roth sollte nun das Gespräch mit den jüdischen Verbänden in Deutschland suchen, um das zerrüttete Verhältnis zu reparieren.“ Constantin Ganss, Vorsitzender des Jungen Forums in der DIG, sagte, „die Buhrufe und Pfiffe für Claudia Roth können niemanden wundern. Das junge jüdische Leben in Deutschland ist selbstbewusst und lässt sich nicht alles unkommentiert gefallen“. Roth verstehe nicht, dass die antisemitischen Vorfälle nicht nur die Sicherheit von Juden bedrohten, sondern auch „ihre Teilhabe und ihre Zukunft“, sagte Ganss dem „Tagesspiegel“: „Es reicht nicht, sich nur um tote Juden zu kümmern. Um das deutlich zu machen, haben die jungen jüdischen Menschen gegen Frau Roth protestiert.“
Für den Vorsitzenden der Jüdischen Sozialdemokraten, Abraham de Wolf, zeigt „das Brüllen und Auspfeifen von Frau Roth, dass die Verletzung durch den Antisemitismus der Documenta viel tiefer war als die Mehrheitsgesellschaft bereit ist wahrzunehmen. Die Schmerzen sind in Aggression umgekippt“. Roth sei „mit dem Antisemitismus der Documenta voll auf die Nase gefallen“, habe sich davon „politisch nicht erholt“.
Ein Sprecher Roths sagte auf „Tagesspiegel“-Anfrage, Roth habe auf Einladung des Präsidenten des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, am „Jewrovision“-Wettbewerb teilgenommen. Sie habe mit Schuster und teilnehmenden Jugendlichen Mittag gegessen und sich ausgetauscht. Das sei aus Roths Sicht „sehr gut und spannend“ gewesen. Während ihres Grußwortes hätten „einige Menschen“, die mit Roths Politik und politischer Ausrichtung nicht einverstanden seien, dies „lautstark zum Ausdruck gebracht“.
Die Kultur-Staatsministerin habe „ein sehr gutes Verhältnis zu sehr vielen Menschen, die das jüdische Leben in Deutschland heute repräsentieren und prägen, und pflegt einen engen Austausch mit ihnen“.