Deutsche Bahn sieht keinen Spielraum für zusätzliche Regionalzüge

Der für die Infrastruktur verantwortliche Vorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, sieht keine Möglichkeit zusätzliche Züge einzusetzen, sollte die Nachfrage im Regionalverkehr durch die Einführung des 49-Euro-Tickets steigen.

„Im Regionalverkehr rund um die großen Knotenbahnhöfe gibt es keinen Platz für zusätzliche Züge“, sagte Huber der „Welt am Sonntag“. Man könne dort aus einem Halbstunden- keinen Viertelstundentakt mehr machen.

„Die Infrastruktur ist dicht. Man müsste versuchen, die gestiegene Nachfrage kurzfristig durch mehr Plätze in Zügen zu lösen, aber auch hier stößt man an Grenzen. Auf Dauer geht es ohne zusätzliche Kapazität der Infrastruktur nicht“, so Huber. „Die Infrastruktur verzeiht lange, aber jetzt ist der Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht und die Lage zu kippen droht.“ Huber räumte ein, dass es derzeit ein Problem mit verspäteten Zügen gebe. „Die Pünktlichkeit ist dieses Jahr inakzeptabel, und die Infrastruktur verursacht einen großen Teil dieses Problems“, sagte er. „Oberste Priorität muss die Sanierung und Kapazitätserweiterung des strukturell überalterten Netzes haben, dessen Störanfälligkeit immer größer wird. Es gibt das Problem, dass wir zu wenig Netz für zu viel Verkehr haben“, so Huber. Es gebe einen Sanierungsstau von 50 Milliarden Euro. Die Zahl der Verspätungen solle schon im kommenden Jahr reduziert werden. „Wir wollen im Netz die Voraussetzungen schaffen, dass sich die gegenwärtige Pünktlichkeitsquote von durchschnittlich deutlich unter 70 Prozent auf spürbar über 70 Prozent erhöht“, sagte Huber. „Deshalb haben wir beschlossen, für 2023 deutlich mehr Mittel einzuplanen, als der Bundeshaushalt vorsieht, auch wenn dieser Betrag das wirtschaftliche Ergebnis der Deutschen Bahn belastet“, sagte Huber. Weniger Instandhaltung, weil das Geld fehle, sei keine Option mehr. „Also müssen wir das Geld aus dem laufenden Geschäft aufbringen, und das wirtschaftliche Ergebnis fällt entsprechend niedriger aus“, sagte der DB-Vorstand. „Wir werden 2023 alles instand setzen, was instand gesetzt werden muss. Punkt. Und wir schauen nicht, ob wir die letzte Weiche noch im Budget haben, sondern wir bauen sie ein.“

Huber warnte davor, die Investitionen in die Infrastruktur wegen der hohen Kosten der Energiekrise zu vernachlässigen. „Wir müssen aufpassen, dass das Verhältnis von konsumtiver Förderung und notwendigen Investitionen nicht aus der Balance gerät“, sagte er. Er sprach sich stattdessen im Zweifel für zusätzliche Schulden aus.

„Es heißt immer: Wir können jetzt keine zusätzlichen Schulden machen, weil das zulasten der nächsten Generation geht“, sagte Huber. „Welche Last für die nächste Generation ist denn größer? Jetzt Geld für notwendige und zukunftsgerichtete Infrastruktur auszugeben oder der nächsten Generation sagen zu müssen: Wir haben es kaputtgehen lassen, baut ihr das mal wieder auf?“ Er habe da eine „glasklare Meinung“, sagte der Bahn-Vorstand.




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