„Die Kolleginnen und Kollegen und ich empfinden es definitiv als Terror, ein Nachbarland mit Raketen zu beschießen“, sagte Feldhusen dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Freitagsausgaben). „Das gilt wahrscheinlich für alle Menschen in Kiew und in der Ukraine.“
Die Diplomatin zeigte sich überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Kampfeswillen der Ukrainer mit den Attacken nicht werde brechen können. Für das Botschaftspersonal in Kiew sei es auch immer wieder als „ein Extraschub für unsere Motivation“ zu sehen, wie die Ukrainer damit umgehen. „Hier lässt sich trotz manchmal auftauchender Müdigkeit niemand mürbe machen.“ Die Diplomatin unterstrich die Wirkung der Luftabwehr, zu der auch Deutschland mit Systemen wie Iris-T beigetragen hat. „Kiew wird meist von Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen, dagegen ist die ukrainische Luftverteidigung schon seit Januar wirklich fast zu 100 Prozent effektiv. Das heißt, die Angst, dass wirklich eine Rakete einschlägt, ist gar nicht so groß. Allerdings werden trotzdem Menschen durch herabfallende Trümmerteile von abgeschossenen Raketen verletzt oder getötet.“ Zuletzt sei Kiew aber auch mit ballistischen Raketen, etwa vom Typ Kinschal angegriffen worden. „Die wurden zwar auch abgeschossen, aber da ist die Vorwarnzeit sehr kurz. Da haben wir nur etwa fünf Minuten, um in den Schutzraum zu gehen. Das ist mitten in der Nacht natürlich nicht viel Zeit.“ Die Mitarbeiter der Botschaft ließen sich durch die nächtlichen Angriffe nicht von ihrer Arbeit abbringen, so Feldhusen. „Wir sind hier weiter unglaublich motiviert, unsere Arbeit so gut es geht zu machen und uns nicht unterkriegen zu lassen“, sagte sie. Spurlos gingen die Angriffe aber nicht an ihr und ihren Kollegen vorbei. „Wenn Sie nachts immer bei Alarm ein erstes Mal und dann bei der Entwarnung ein zweites Mal aus dem Tiefschlaf geholt werden, dann ist das sehr anstrengend.“ Das Gespräch mit der Botschafterin fand kurz vor der Sprengung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine statt.