Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Friedrich Kramer, sieht die Wortwahl von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit Blick auf Ziele für die Bundeswehr kritisch. Er erwarte von dem SPD-Politiker, „dass er seinem Amt gemäß von Verteidigungsfähigkeit spricht und nicht von Kriegstüchtigkeit“, schreibt Kramer in der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.
Der von Pistorius in die Debatte gebrachte Begriff „kriegstüchtig“ habe eine neue Qualität. „Ich halte diesen Begriff für grundfalsch, denn er macht nicht mehr deutlich, dass es um Verteidigung geht. Die Sprache muss präzise sein, denn ein Krieg ist schnell herbeigeredet, und das ist verantwortungslos.“
Pistorius hatte bereits Ende vergangenen Jahres erstmals erklärt, Deutschland müsse kriegstüchtig werden. Das sei aktuell nicht der Fall. Kramer, der auch Bischof der Landeskirche Mitteldeutschland ist, kritisiert: „`Kriegstüchtig` spricht nicht von einer Reaktion, sondern von einer Aktion, und dies hat kein Abschreckungs-, sondern ein Bedrohungspotenzial.“
„Das ist nicht zu akzeptieren. Boris Pistorius ist kein Kriegsminister, sondern er ist Verteidigungsminister“, schreibt der evangelische Bischof. „Es sind die Worte, die in den Krieg führen und die achtsam zu wählen sind, damit wir friedenstüchtig bleiben.“
Moderater äußert sich der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck: „Für mich ist es kein Widerspruch, sich für Abrüstung sowie gegen Gewaltanwendung auszusprechen und zugleich anzuerkennen, dass es materielle Grundvoraussetzungen braucht, um als Staat verteidigungsfähig zu sein und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten zu können“, schreibt der Essener Bischof in einem „Christ & Welt“-Beitrag.
Allerdings reiche „Kriegstüchtigkeit“ alleine nicht aus, „noch dazu auf materielle Aufrüstung verkürzt, ohne starke und vertrauensvolle Bündnisse, ohne `moralischen Kompass` politischen und militärischen Handelns, ohne weitreichende diplomatische Bemühungen und ohne die Ächtung jeder Form von ABC-Waffen“.