„Israel steckt in einem Geisel-Dilemma“, sagte Conrad dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Das Ziel, die Hamas zu zerstören, macht zugleich Verhandlungen mit der Gruppe über eine Freilassung der Geiseln praktisch obsolet.“
Für die Hamas seien die Geiseln im Moment „eine Art Lebensversicherung“. Und weiter: „Wenn aber für die Führung in Gaza unmittelbare existenzielle Risiken entstehen, wird sie sagen: Erst sterben die Geiseln und dann wir“, erklärte Conrad, der maßgeblich daran beteiligt war, dass 2011 der israelische Soldat Gilad Schalit im Austausch gegen mehr als 1.000 Palästinenser frei kam. In einer möglichen Bodenoffensive sieht Conrad ein „zusätzliches Risiko“ für die Geiseln und zugleich einen „gravierenden Zielkonflikt“. Die Hamas habe ja offenbar in Aussicht gestellt, zivile Geiseln freizulassen, wenn Israel keine Bodenoffensive in Angriff nehme. Selbst in einem solchen Fall würden jedoch noch mindestens 50 bis 70 Soldaten verbleiben, über die verhandelt werden müsste. Das Risiko einer weiteren Eskalation des Konflikts im Nahen Osten hält Conrad für unwahrscheinlich, da auch die meisten Regierungen in der Region keinen Flächenbrand wollten. „Wenn aber alle Murphys Law folgen und alles falsch machen, dann ist viel möglich – auch ein solcher Flächenbrand.“