Experten für Nachbesserungen bei Fachkräfte-Einwanderungsgesetz

Migrations- und Arbeitsmarktexperten fordern Nachjustierungen beim geplanten Fachkräfte-Einwanderungsgesetz.

„Bislang galt: Fachkraft ist, wer eine Ausbildung nach deutschen Standards absolviert, hat“, sagte der Konstanzer Ausländerrechtsexperte Daniel Thym der „Welt“ (Donnerstagausgabe). „Davon weicht die Regierung mit der geplanten Erfahrungssäule nun ab.“

Die Erfahrungssäule richtet sich an Menschen mit ausländischem Abschluss und Berufserfahrung. Anders als bislang soll auf eine „Gleichwertigkeitsprüfung“ in Deutschland verzichtet werden. Es reicht die staatliche Anerkennung des Abschlusses im Herkunftsland. Das sei zwar sinnvoll, weil die bisherigen Prüfverfahren langwierig und nicht effektiv gewesen seien, so Thym. „Wir haben ein duales Ausbildungssystem, das nirgendwo anders existiert. Eine Gleichwertigkeit der Abschlüsse konnte also in sehr vielen Fällen nicht festgestellt werden“, sagte Thym. „Zu erwarten ist allerdings, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Qualifikationsniveaus kommen. Die Ausbildungsstandards unterscheiden sich weltweit erheblich.“ So sei es durchaus möglich, dass die Qualifikationen am Ende nicht mit den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts zusammenpassen. „Sinnvoll wäre es, die Erfahrungssäule zu kontingentieren oder andere Mechanismen einzuführen, um problematische Einzelfälle auszusortieren.“ Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erklärte, es sei richtig, dass die Ampel künftig den anerkannten Abschluss bei der Zuwanderung unter bestimmten Voraussetzungen nicht mehr voraussetze. „Wenn wir die Hürden bei der Einwanderung abbauen, müssen wir aber die Förderung nach der Einwanderung hochschrauben.“ Man brauche Betriebe, die die Mitarbeiter systematisch weiter qualifizieren und integrieren, so Weber. Staatliche Strukturen müssten die Unternehmen dabei unterstützen. „Noch immer gilt: Qualifikation und Sprache sind für die Entwicklung im Arbeitsmarkt sehr wichtig.“ Wer die nicht erhalte, werde in Deutschland langfristig unter seinen Möglichkeiten arbeiten, fürchtet der Arbeitsmarktforscher.




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