„Seit den 1960er Jahren sind die Probleme des Artensterbens bekannt. Seitdem ist so gut wie nichts passiert“, sagte der Biologe Bernhard Misof der „Rheinischen Post“ (Samstag).
Misof ist Leiter des Forschungsmuseums Koenig in Bonn und Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels. Es gebe weltweit keine abgestimmten Bekenntnisse, um Biodiversität zu schützen. „Würde die Bundesregierung den Kampf gegen das Artensterben wirklich ernst nehmen, müsste Bundeskanzler Olaf Scholz zur bevorstehenden Konferenz nach Montreal reisen“, so Misof. Doch kein einziger Staatschef werde dort zugegen sein.
„Nach den frustrierenden Ergebnissen der Klimaschutzkonferenz von Ägypten ist das ein sehr bitterer Ausblick“, kritisierte der Forscher. Wie drängend das Problem des Verlusts von Artenvielfalt ist, machte Misof so deutlich: „Ein Supermarkt wäre zu zwei Dritteln leer, wenn das Insektensterben so weitergeht, weil viele Produkte direkt auf die Arbeit kleinster Lebewesen zurückgehen.“ Und er ergänzte das Beispiel von Mücken: „Würden nur zwei Mückenarten als ausschließliche Bestäuber von Kakaopflanzen in den Anbaugebieten stark dezimiert oder aussterben, gäbe es keine Schokolade mehr“, sagte Misof. Das Artensterben habe massive Konsequenzen für uns alle und gefährde in vielen Regionen bereits den Ackerbau und damit unsere zukünftige Grundversorgung.
„Das kann zu Kriegen führen. Der Schutz von Biodiversität ist also auch eine Investition in Sicherheit weltweit“, mahnte Misof.