„Schutz ist nur möglich, wenn es wirklich effektive Schutzmaßnahmen für alle Frauen gibt“, sagte sie der Mediengruppe Bayern (Samstagausgaben). „Und dazu zählen genügend Plätze in Frauenhäusern und gut erreichbare Angebote in den Frauenberatungsstellen.“
Haller wies auf die dazu notwendige ausreichende Finanzierung hin. „Gewalt gegen Frauen passiert 365 Tage im Jahr“, sagte die Expertin anlässlich des Internationalen Tags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen am Samstag. Jede Stunde erlebten mehr als 14 Frauen in Deutschland Partnerschaftsgewalt, der gefährlichste Ort für Frauen sei das eigene Zuhause. „Nicht im nächtlichen Park oder in der dunklen Unterführung sind Frauen in Deutschland nämlich am meisten gefährdet, sondern im eigenen Wohnzimmer. Dafür fehlt ein gesellschaftliches Bewusstsein“, sagte Haller. 2022 habe es laut dem Lagebild des Bundeskriminalamts 454 weibliche Betroffene von Tötungsdelikten gegeben. 118 davon stünden nach Recherchen des Frauenrats im Zusammenhang mit einer Partnerschaft oder Ex-Partnerschaft. Wichtig sei, „dass die Partner und Ex-Partner als Täter klar benannt werden“, so Haller. „Ebenso wie die Räume und Umstände, in denen diese Frauen getötet wurden.“ Zahlreiche Studien belegten, dass bei Femiziden keine besondere Tätergruppen herausstechen. „Gewaltausübung lässt sich nicht einer bestimmten Schicht oder Bevölkerungsgruppe zuordnen“, erklärte die Expertin. „Sie findet ihre Ursachen in mangelnd reflektierter Männlichkeit, in den patriarchalen Zusammenhängen, die Frauen in Abhängigkeit halten und hat mehr strukturelle als individuelle Gründe.“